Phoenix Edition/Naxos PE143
(78 Min., 2007) 1 CD
Bei dieser Kombination klingelt´s sofort in den Ohren. Und zwar mächtig barock – dank des ehemals unverwüstlichen Duos Maurice André & Hedwig Bilgram. Doch das ungleiche Geschwisterpaar Trompete & Orgel hat tatsächlich noch ein anderes Leben abseits von Albinoni- und Bacharrangements geführt. Und scheinbar sind es allesamt Originalwerke aus dem 20. Jahrhundert, die Reinhold Friedrich und Iveta Apkalna für ihr Recital ausgewählt haben. Ob nun der "Dialogue" des Schweizers Julien-François Zbinden, das viersätzige "Fenster" des Tschechen Petr Eben und die Kompositionen der "French Connection" André Jolivet, Henri Tomasi und Henri Sauget. Dabei spiegeln die auf eine instrumentale Transzendenz ausgerichteten tonfarblichen und dynamischen Prozesse nicht nur das Antlitz einer gemäßigten Moderne wider. Sie dokumentieren in ihrer spirituellen Ausrichtung jene französische Orgelschule, die die bis zum Gregorianischen Choral zurückgehende Tradition mal süffig-sinfonisch, mal meditativ-versunken befragte.
Angesichts dieser Vorzeichen ist es umso überraschender, wie Reinhold Friedrichs gleißender Laserstrahl-Sound sich mit den raumgreifenden Stimmungsskalen verbünden kann, die Iveta Apkalna der Kuhn-Orgel der Essener Philharmonie entlockte. Schade nur, dass man die vierte Dimension als Ort des Geistes und des Glaubens nicht ausschließlich gemeinsam auskundschaftete. Andererseits sind die eingestreuten Solostücke durchweg passende Zwischenkommentare. In Thierry Escaichs "Evocation II" lässt Apkalna die Orgel dämonisch pumpen. Nachdem sie aus Schostakowitschs "Passacaglia" aus seiner Oper "Lady Macbeth" eine fulminant verstörende Elegie gemacht hat. Und Reinhold Friedrich verwandelt Toru Takemitsus "Paths" in ein geheimnisvolles Klang-Echolot – während er mit der rhythmisch wild zackigen "Grasmücke" von Olivier Messiaen daran erinnert, dass ein Karlheinz Stockhausen einmal Schüler von Messiaen gewesen ist.
Guido Fischer, 03.04.2009
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