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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Freedom Fighters

Ronnie Lynn Patterson

Zig-Zag Territoires/harmonia mundi ZZT 080802
(57 Min., 3/2008) 1 CD

Ein Afroamerikaner, der in Paris zu seiner Bestimmung als Pianist findet, scheint das Klischee von der Seine-Metropole als Hafen des Glücks für schwarzamerikanische Jazzmusiker in der Diaspora zu nähren; zumal wenn der Titel der neuesten Einspielung dieses Afroamerikaners an die Zeit erinnert, in der dieses Bild von Paris nachhaltig geprägt wurde. Der Mann, um den es hier geht, ist der Pianist Ronnie Lynn Patterson, und der ist ein außergewöhnlicher Fall: Erst nach einer Ausbildung zum klassischen Schlagwerker hat er – aufgrund eines erweckungshaften Erlebens der Klavierkünste von McCoy Tyner und Keith Jarrett – das Klavierspiel autodidaktisch erlernt, und erst jetzt, nach drei seltenen Aufnahmen in seinen bald 20 Jahren in Frankreich, gibt es von dem mittlerweile Über-50-Jährigen wieder eine international vertriebene Jazzeinspielung. Die allerdings klingt über weite Strecken wie die guten alten LPs des einstigen Pariser Futura-Labels, wobei Pattersons französische Partner an Bass und Schlagzeug besonders unter diesem Lo-Fi-Soundideal zu leiden haben und sich so in der Begleitung kein adäquates Pendant zu des Pianisten drängendem Streben nach Subtilität entwickelt; aber es ist nicht nur der antiquierte Klang allein, der dies verhindert, schließlich agieren Bass und Schlagzeug mitunter tatsächlich etwas sperrig.
Pattersons Spiel jedenfalls ist durchaus eigenständig, zeigt angesichts seines Ursprungs erstaunlich wenig Tyner'sches Tastengrollen oder Jarrett'sche Tonkaskaden. Die linke Hand drückt immer wieder emsig verminderte und alterierte Akkordzyklen, gegen die die rechte eher schnörkellos und manchmal zögerlich Single-Note-Formulierungen setzt, in denen man den Einfluss von Marc Copland (auch ein Spätberufener am Klavier) oder Steve Kuhn hören mag. Das Programm der CD besteht weitgehend aus Patterson-Kompositionen, die jenen, für Frankreichs Jazz so typischen Hauch verhaltener Melancholie atmen. Dass da manches mit einem Schon-gehört-Effekt daherkommt, kann den Hörer durchaus erfreuen. Ärgerlich aber bleibt, dass die Produktion das Potenzial dieses Pianisten nicht überzeugend darstellt, und es so fraglich bleibt, ob sie denn dem erklärten Ziel näher kommt, diesen Musiker durchzusetzen.

Thomas Fitterling, 07.03.2009


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