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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Claude Debussy, Igor Strawinski

En blanc et noir, Le sacre du printemps u.a.

Andreas Grau, Götz Schumacher

Neos/Codaex NEOS 20805
(74 Min., 11/2006) 1 CD

"Man muss vergessen, dass das Klavier Hämmerchen hat." Mit diesem Leitsatz hat Claude Debussy den Nachgeborenen eine Aufgabe gestellt, für die man bei seinen Klavierwerken auch für vier Hände über seismografisch feinstes Gespür in den Fingerspitzen verfügen muss. Und wie sieht es dagegen bei Igor Strawinskis Klavierfassung seines Ballettschlagers "Le sacre du printemps" aus? Da müssen die Gelenke kräftig durchgedrückt werden, um aus den Hämmerchen wahre Vorschlaghämmer zu machen. Daran hat sich sicherlich auch das "Genie der Farbe" (Strawinski über Debussy) gehalten, als er 1913 zusammen mit dem Komponisten dessen "Massacre du printemps" (Debussy) vierhändig hinlegte. So ungestüm dieser Showdown aber auch ausgefallen sein mag – fast ein Jahrhundert später präsentieren sich Andreas Grau und Götz Schumacher nicht nur als erprobte Temperamentsmusiker, die das Besessene und die Urwüchsigkeit mit packender Direktheit angegangen sind. Zugleich bildet das Duo mit einem Höchstmaß an Intellektualität und pragmatisch-realistischer Umsetzung die utopischen Schärfegrade der Partitur ab. Das Klavierspiel wird zum Brennspiegel, lernt man die Rigorismen und Konstruktivismen von "Le sacre du printemps" aufs I-Tüpfelchen neu kennen.
Gleichermaßen zwingend gerät da Strawinskis ins Neo-Klassizistische gewendete Sonate für zwei Klaviere aus den Vierzigerjahren, ist sie in ihrer verspielten Prägnanz bisweilen an Erik Satie angelehnt. Bei Debussys "Six épigraphes antiques" von 1915 sowie seinem Meisterstück für zwei Klaviere "En blanc et noir" verwandeln Grau & Schumacher schließlich die Subtilität des Farbüberschwangs in frappierende Klangereignisse. In bester Anti-Sfumato-Ästhetik und doch so luftig, dass man darüber das technische Innenleben des Klaviers glatt vergessen könnte.

Guido Fischer, 28.02.2009


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