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N° 1298
25. - 31.03.2023

nächste Aktualisierung
am 01.04.2023



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Robert Schumann

Songs of Love & Loss

Sarah Connolly, Eugene Asti

Chandos/Codaex CHAN10492
(65 Min., 12/2007) 1 CD

Kalte Fische sind wir modernen Menschen im Vergleich zu denen vergangener Jahrhunderte: Würden sich Männer heutzutage etwa in Briefen so äußern wie einst die Romantiker, gälten sie als weibisch; trügen Frauen heute eine so breite Palette von Gefühlen im Herzen und auf der Zunge wie im 19. Jahrhundert, dann würde man sie wohl als hysterisch bezeichnen. Das Wissen darum, dass damals (und übrigens nicht nur im 19., sondern auch in den vorausgegangenen Jahrhunderten) ein ganz anderes Maß an Emotionalität als normal galt, hilft beim Verstehen und vor allem auch beim Interpretieren von künstlerischen Elaboraten jener Zeiten ungemein.
Die Mezzosopranistin Sarah Connolly und ihr Begleiter Eugene Asti haben offenbar vor dem Hintergrund solcher Überlegungen ihre Darbietung der hier versammelten Schumannlieder in puncto Expressivität ein wenig zugespitzt (nicht so extrem, wie das die warnende "Performer’s Note" im Beiheft befürchten lässt) und tun damit ein gutes Werk an den teils sehr bekannten Liedern. Einen textlich problematischen Zyklus wie "Frauenliebe und –leben" bringt man in auch für heutige Gemüter absolut erträglicher Weise über die Bühne, wenn man sich mit rückhaltloser Bereitwilligkeit in seine Gefühlswelt hineinversenkt: Warum nicht einen Mann gnadenlos vergöttern, warum nicht gar ihm "dienen" wollen? Aus der Pubertät kennen alle solch überbordenden Hingabewillen, später verbietet man ihn sich dann – immer schön cool bleiben. Hier fährt Frau Connolly ein Kontrastprogramm: Ihre schöne, volle und körperhaft-reife Stimme erglüht und erblüht, sie schmeichelt, liebkost und fährt auf, dass es eine wahre Freude ist. Eine Freude – genau so lässt sich diese gelungene, sprachlich wie musikalisch höchst differenziert gestaltete Schumann-CD in Kürze kommentieren. Sie ist eine echte Bereicherung für das Tonträgerangebot in Sachen Liedgesang.

Michael Wersin, 30.01.2009



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