EMI 5 57377 2
(73 Min., 6/1999, 6/2001) 1 CD
Im Gegensatz zum konzertant-virtuosen Klavierquintett sind die Klavierquartette von Brahms oft nordisch-zurückhaltend empfunden worden. Wobei den drei Werken dann noch ein Schuss brahmsbärtiger Gediegenheit mitgegeben wurde. Davon ist nichts mehr zu hören, präsentiert Lars Vogt mit seinen Kammermusik-Freunden einen frischgewaschenen und vor allem frischrasierten Brahms.
Die beiden Klavierquartette op. 25 und op. 60 besitzen eine attackierende Zugkraft und eine lyrische Kantabilität, die es in sich haben. Was besonders deswegen erstaunlich ist, weil Vogt mit jeweils unterschiedlichen Besetzungen sich ins Abenteuer Brahms stürzt. Doch allein das spricht für die animierenden Kräfte Lars Vogts.
Fulminantestes Beispiel dafür ist das Finale von op. 25. Wie Vogt da mit virtuoser Spiellaune zu Schostakowitschesken Anschlagmitteln greift, während seine Mitstreiter es tatsächlich schaffen, ihm mit klanglicher Ausgewogenheit und artikulatorischer Prägnanz zu folgen, ist nur eine der zahlreichen Überraschungen in dieser Aufnahme. Zumal die zwei Viererbanden neben aller Unmittelbarkeit und der Exzessivität im Ausdruck die Charaktere der Werke beibehalten können. Mächtig und ernst, klangsatt und dann wieder ins Halbdunkel zurückgezogen - so wird hier ein Brahms-Kosmos neu ausgemessen und mit einem kammermusikalischen Einfühlungsvermögen veredelt, wie es nur noch selten zu erleben ist.
Guido Fischer, 19.12.2002
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