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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Alfred Schnittke, Dmitri Schostakowitsch

Konzert für Viola und Orchester, Sonate für Viola und Klavier

Antoine Tamestit, Markus Hadulla, Warschauer Philharmoniker, Dmitrij Kitajenko

Ambroisie/harmonia mundi AMB 168
(65 Min., 10/2007, 1/2008) 1 CD

Bratscher sind Neuem besonders aufgeschlossen. Lästermäuler mögen einwenden, ihnen bliebe ja auch nichts anderes übrig – bei der miesen Literaturlage. Dem Publikum können die Beweggründe aber letztlich egal sein, die zum Beispiel einen Shootingstar wie Antoine Tamestit so gute wie kluge Aufnahmen machen lassen. Nach seinem bravourösen Einstand beim Label Naive/Ambroisie mit Ligeti und Bach präsentiert der junge Franzose jetzt eine nicht weniger imponierende Kopplung von Schnittkes (erstem) Bratschenkonzert von 1985 und jener Bratschensonate, mit der Schostakowitsch zehn Jahre zuvor den Schlusspunkt hinter sein Schaffen und auch sein Leben setzte. Bei der direkten Gegenüberstellung fallen nun weniger die erwarteten Generationsunterschiede auf als vielmehr die Gemeinsamkeiten: Schnittkes nicht selten zynisch oder zumindest resignativ wirkende Zitattechnik findet beim älteren Kollegen eine auffällige Entsprechung: Schostakowitsch nimmt in seiner letzten Komposition nicht nur Bezug auf mehrere eigene Werke, sondern baut weite Teile auf dem ersten Satz von Beethovens Mondscheinsonate auf. Die bei beiden oft ins Leere laufenden melodischen und rhythmischen Figuren, bei Schnittke Mittel zur dramatischen Verschärfung, bei Schostakowitsch eher Metaphern für fehlende Hoffnung, werden von Tamestit als wesentliche Handlungsträger begriffen und unmissverständlich herausgestellt.
Überhaupt ist seine Phrasierung von Sorgfalt und Eindringlichkeit geprägt und zeugt, so darf man vermuten, von einer gewissenhaften Auseinandersetzung nicht nur mit dem Notentext, sondern ebenso mit seinem ästhetischen Hintergrund. Auch der rein klangliche Ausdruck ist sehr überlegt an die Vorgaben und Möglichkeiten der Partituren geknüpft und riskiert nirgendwo, sich zu verselbstständigen. Tamestit spricht klar und selbstbewusst, aber er übertönt nicht. Wäre auch zu schade um die Warschauer Philharmoniker unter Dmitrij Kitajenko und um den deutschen Pianisten Markus Hadulla, die bei all dem ganz ausgezeichnete Mitspieler sind.

Raoul Mörchen, 27.12.2008


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