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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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John Cage, Jakob Ullmann

30 Stücke für Streichquartett, Komposition für Streichquartett 2

Arditti Quartet

hr-musik/Note 1 HRMN03607
(65 Min., 6/2001) 1 CD

Mit rund einer halben Stunde Spieldauer sind die beiden Streichquartettwerke von John Cage und Jakob Ullmann nahezu gleich lang. Und auch die klanglichen Abtastprozesse stehen für etwas Verbindendes zwischen dem amerikanischen Neue-Musik-Anarchisten und dem in der DDR geborenen Kompositionsschüler von Friedrich Goldmann und vor allem bekennenden Cage-Verehrer. Ein Erz-Cage-Apologet ist Ullmann dennoch nicht. Denn während Cage 1983 mit seinen "Thirty Pieces for String Quartet" die traditionsreiche Gattung Streichquartett zu einer variablen Form aufbrach, ist das schlicht mit "Komposition für Streichquartett 2" bezeichnete Werk Ullmanns eine filigran ineinander verwobene Herausforderung an die Interpreten wie an den Hörer.
Das Arditti Quartet, dessen Besetzung sich seit der Einspielung um stolze 75 Prozent verändert hat (nur Namensgeber Irvine Arditti ist von der Urbesetzung übrig geblieben), ist für die beiden Schwerstaufgaben selbstverständlich der optimale Resonanzkörper. Und im Falle Cage schafft man es, aus den vier individuell zu gestaltenden Stimmen ein organisches Ganzes zu "komponieren". Statt in einer genau fixierten Partitur die Parameter per Kommunikation abzuarbeiten, ist nunmehr kreative Eigenverantwortung gefragt. Innerhalb einer festgelegten Zeitklammer gestaltet jeder Musiker anhand nur spärlicher Spielanweisungen seinen Part, bewegt sich jeder auf seiner aus dem Moment heraus entstandenen Klanginsel. So fetzenartig-minimalistisch die tonalen, mikrotonalen und chromatischen Signale aber auch sind, so entwickeln die einzelnen Stimmen in diesem offenen Kunstwerk doch eine frappierende Schub- und Sogkraft. Für ähnliche Donnerschlage sorgte Jakob Ullmann auch 1998/99 mit seinem zweiten Streichquartett – obwohl seine Substanzen mehr als nur im Verborgenen und oftmals an den Rändern des Unhörbaren liegen. Genau das jedoch schafft Reibungsflächen, an denen man das Hören schärfen und neu lernen kann.

Guido Fischer, 01.11.2008


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