Sony SK 89649
(61 Min., 2/2001, 6/2001) 1 CD
Wer das Brahms-Violinkonzert auf CD erwirbt, der bekommt mitunter wenig Musik fürs Geld, denn oft findet sich außer dem etwa fünfundvierzigminütigen Stück nichts auf der CD. Nicht so bei Hilary Hahn: Sie koppelt nicht nur das Brahms-Konzert mit dem Violinkonzert von Strawinski, sie macht sich über diese Verbindung auch noch in einem Beiheft-Text ihre Gedanken. Gerade im Kontrast der beiden Stücke liegt der Reiz - wiewohl ich mit Strawinskis Neoklassizismus nicht so viel anfangen kann, aber das ist Geschmackssache. Beide Komponisten wollten die Tradition des Virtuosentums überwinden - sei es als „Sinfonie mit Violine“ (Brahms) oder als Rückgriff auf barocke Dialog- und Verzahnungstechniken (Strawinski).
Hilary Hahn erweist sich als eine Künstlerin, die diese Überlegungen in dramatische musikalische Kraft umzusetzen weiß. Der erste Soloteil im Brahms-Konzert ist hier ein gewaltiger Aufbruch, präludierende Verfestigung der Solorolle gegen den Begleitapparat. Dabei hat es die Solistin gar nicht nötig, an der Temposchraube zu drehen; ihr gelingt das Kunststück, Schönklang zu bieten und trotzdem in jeder Phrase mit dem Kopf bei der Sache zu sein.
Zeigt sich Brahms als Gemälde, so ist Strawinskis Werk eher ein Holzschnitt. Die kammermusikalische Anlage bietet Hilary Hahn gute Gelegenheit, sich ebenbürtig mit Bläser-Solisten des Orchesters Dialoge zu liefern und dann im rasanten Finale doch noch allerlei technische Finessen überzeugend auszuspielen. Die Academy unter Marriner liefert leider nur routinierte Ensemblearbeit.
Oliver Buslau, 22.11.2001
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