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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Ernö Dohnányi

Pianist und Komponist

Ernö Dohnányi, Janos Starker, Royal Philharmonic Orchestra, Philharmonia Orchestra, Adrian Boult, Walter Susskind

Praga Digitals/harmonia mundi PRD 250 231
(73 Min., 9/1956) 1 CD

Wenig populär geblieben ist Ernö Dohnányi nach seinem Tode nicht nur, weil er der äußerlich konservativste des ungarischen Tonsetzer-Dreigestirns Kodály-Bartók-Dohnányi gewesen ist; auch sein etwas schwer durchschaubares Verhältnis zum Dritten Reich und seinen Machthabern hat für Verwirrung gesorgt – zumal seine beiden Kinder aus erster Ehe im Kontrast dazu zwei Geschwister von Dietrich Bonhoeffer geheiratet hatten und sein Sohn Hans später als Widerständler im KZ Sachsenhausen ums Leben kam.
Heute scheint sich die Meinung durchgesetzt zu haben, dass der 1960 verstorbene Dohnányi eher ein Regimegegner gewesen ist; bleibt noch seine Retrostilistik als Hinderungsgrund, seine Musik endlich zu würdigen – aber auch in dieser Hinsicht tut sich ja recht viel in den letzten Jahren: Warum nur die Entwicklung hin zur Atonalität samt ihren Folgen billigen, die Musik der Nachromantiker aber schmähen, vor allem dann, wenn doch strukturell ein hohes Maß an Kunstfertigkeit und Kreativität geboten ist? Solches erleben wir etwa in den "Variationen über ein Kinderlied" (op. 25, 1914 komponiert), in denen Dohnányi das bekannte "Ah vous dirai-je, Maman", das schon Mozart verarbeitete, einer Reihe von in jeder Hinsicht virtuosen Variationen unterwirft: Zum Walzer, zur Passacaglia, zu Marsch und zu manch anderem wird das Kinderlied und erfährt dabei auch noch differenzierteste harmonische Beleuchtung. Ernö von Dohnányi ist hier selbst als Klaviervirtuose zu hören im Alter von immerhin knapp 80 Jahren – ein Erlebnis, ebenso wie die eigenhändige Einspielung seines zweiten Klavierkonzertes (op. 42, 1946 entstanden). Dazwischen erleben wir Janos Starker als Solist im "Konzertstück D-Dur für Cello und Orchester" (op. 12, 1903/4). Ein mitreißendes Programm, musiziert von großen Künstlern; es ruft uns lang vergessene Musik ins kulturelle Kollektivgedächtnis zurück.

Michael Wersin, 25.10.2008


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