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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Hugo Distler

Aus "Kleine Choralmotetten und Liedsätze", Motette op. 2, Aus "Der Jahrkreis" op. 5, Eine deutsche Choralmesse op. 3

Hugo-Distler-Ensemble Lüneburg, Erik Matz

Thorophon/Klassik Center CTH 2551
(65 Min., 9/2007) 1 CD

"Da wuchs denn von Sonntag zu Sonntag Werklein um Werklein, wie es die Kirchenjahreszeit verlangte." Das hat nicht der große JSB über seine laufenden Kantatenmeter, sondern einer seiner prominentesten Nachfahren, Hugo Distler, über seinen 52-teiligen "Jahreskreis"-Zyklus gesagt. Es klingt zwar harmlos, gleichwohl findet der 23-Jährige in den 1931/32 geschriebenen liturgischen "Werklein" op. 5 seinen persönlichen, unverwechselbaren: klanglich schlanken, satztechnisch linear konzipierten und filigran an der Textausdeutung orientierten Stil. Dass unter den zwei- und dreistimmigen Werken atmosphärisch dichte Kleinode zu finden sind, zeigt nun das Lüneburger Hugo-Distler-Ensemble unter Erik Matz in seinem Beitrag zum diesjährigen Distler-Jubiläum. Lohnend ist dieser Blick auf das noch weitgehend unbekannte Frühwerk, erhellend der stilistische Wandel vom Leipziger Studenten unter den Fittichen Günther Ramins und Karl Straubes zum Lübecker Organisten an St. Jacobi, der mit dem jugendmusikbewegten Bruno Grusnick Freundschaft schließt.
Lässt die dreiteilige, gut viertelstündige Leipziger Motette "Herzlich lieb hab ich Dich, o Herr" op. 2 noch stark das Vorbild Brahms und komplexe spätromantische Kunstansprüche erkennen, so agiert in der sechsstimmigen "deutschen Choralmesse" op. 3 schon der eigenständige Kirchenmusiker, der bei aller satztechnischen Meisterschaft am praktischen: liturgischen Gebrauch orientiert ist und bald zum profiliertesten deutschen Kirchenmusikerneuerer aufsteigen sollte. Die Präsentation beider – hier in Ersteinspielung vorgelegter – Werke gelingt den Lüneburgern auf durchaus ansprechende Weise, auch wenn jene virtuose, mit gewagten Harmoniefortschreitungen aufwartende doppelchörige Motette jedem, nicht nur dem Lüneburger, Laienensemble seine Leistungsgrenzen aufzeigt. Sieht man von kleinen intonatorischen Irritationen beim Sopran ab, so kann man sich durchweg an einem angenehm warmen, klar fokussierten, kultivierten Klang erfreuen, der nicht nur den Distler-Freund von dieser Repertoirebereicherung überzeugt.

Christoph Braun, 25.10.2008


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