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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Johannes Brahms

Frühe Klavierwerke - Teil 1

Hardy Rittner

MDG/Codaex MDG 904 1494
(66 Min., 10/2007) 1 CD

Wer heutzutage auf internationalem Parkett eine Erfolg versprechende Pianistenkarriere in Gang bringen will, der muss klaviertechnisch über jeden Zweifel erhaben sein – das ist im Zeitalter von Hamelin und Lang-Lang, ganz unabhängig von interpretatorischen Qualitäten, eine unabdingbare Voraussetzung; liebenswürdige spielerische Unebenheiten, wie sie noch bei Clara Haskil und Zeitgenossen denkbar waren, sind endgültig passé. Es verbietet sich daher, beim Lob von Hardy Rittners Brahms-CD bei dessen hervorragender Technik anzusetzen. Der frühe Brahms ist kein Pappenstiel, das wissen wir spätestens seit Julius Katchens Gesamteinspielung (seither kennen wir weite Teile Musik überhaupt erst), und wer sich mit der fis-Moll-Sonate ins Studio begibt, der wird wohl sein Rüstzeug beisammen haben. Was aber wirklich als bemerkenswert verbucht werden muss, ist, dass ein junger Pianist (Hardy Rittner wurde 1981 geboren) am Beginn einer womöglich beachtlichen Karriere sich an ein Originalinstrument aus dem Jahre 1851 (einen Flügel von Johann Baptist Streicher aus einer Wiener Sammlung) setzt, um dieses Repertoire einzuspielen; verzichtet man nicht zum Nachteil des klanglichen Endergebnisses auf die perlende Brillanz eines modernen Flügels, die einem gerade bei so sperrigem Repertoire wie Brahms’ Sonaten, gerade bei so eigenwilligem, teils sprödem Repertoire wie den Balladen op. 10 die Arbeit wesentlich erleichtern würde? Beim Kopfsatz der Sonate noch könnte der Hörer auf diese Idee kommen. Nach einer gewissen Einhörzeit jedoch beginnt man die Vorzüge des alten Instruments zu erleben: Wie plastisch lässt sich die Mehrschichtigkeit des Klaviersatzes hier herausarbeiten – zeitweise meint man gar zwei verschiedene Instrumente zu hören! Und wie reizvoll trommelartig klingen Tonrepetitionen, die auf einem modernen Flügel entweder zur Verwaschenheit oder zum Scheppern neigen. Man vergesse die Brillanz, man lebe sich hinein in die raue Sprödigkeit eines Klaviertimbres, das sich – romantisieren wir jetzt in unzulässiger Weise? – doch ohne Weiteres mit der gefühlten Persönlichkeit Brahmsens in Einklang bringen lässt

Michael Wersin, 05.07.2008


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