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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Carl Nielsen

Bläserquintett op.43, Serenata in vano, Fantasiestücke op. 2, Canto serioso, Schauspielmusik zu "Moderen" op. 41

Athena Ensemble

Chandos/Codaex CHAN 10454
(44 Min., 4/1979 - 5/1979) 1 CD

Lange Haare, Samtsakko zur Schlaghose, spitze Kragen, ein unbotmäßiger Bart – die Mitglieder des 1969 gegründeten Athena-Ensembles gingen durchaus mit der Zeit. Vieles vom Outfit der damals jungen Musiker erlebt als Retrostil einen zweiten Frühling, anderes wirkt hoffnungslos aus der Mode gekommen. Ein merkwürdiger ästhetischer Zwiespalt beschleicht einen aber nicht nur beim Betrachten des Ensemblefotos, sondern auch beim Hören der 1979 eingespielten wichtigsten Kammermusikwerke für Bläser von Carl Nielsen (1865-1931). Attraktiv ist neben der reinen technischen Präzision und klanglichen Homogenität die Gewissenhaftigkeit, mit der sich die Londoner Musiker den Partituren nähern: Kaum ein Detail, kaum eine Motivähnlichkeit bleibt unbemerkt. Gleichzeitig zeigt das Spiel der Musiker eine Distanz zum romantischen Anteil an Nielsens Komponieren, die leicht irritiert: Dass der motivisch dicht gearbeitete Einleitungssatz des Bläserquintetts auch als frühlingshafte Naturschilderung funktioniert, muss sich der Hörer erschließen; nur in den abschließenden Choralvariationen gönnen sich die Musiker einen bildhaft-gestischen Ansatz und brechen die Ernsthaftigkeit des Chorals durch kecken Übermut. So schlüssig das Konzept gedacht und ausgeführt ist: Mit der jüngsten Einspielung des Stücks durch Bläser der Berliner Philharmoniker, die in ihrer belebt-beseelten Eleganz den Gegensatz zwischen Moderne und Romantik unwesentlich erscheinen lässt, kann sich die Interpretation des Athena Ensembles nicht messen. Günstiger fahren die zusammen mit diesem Hauptwerk eingespielten kurzen Einzelstücke: Zwar kann man auch sie extrovertierter, gestischer und gesanglicher hören – so etwa die Fantasiestücke für Oboe in der jüngst erschienenen Einspielung durch Hansjörg Schellenberger. Wer sich aber neben dem kurzzeitigen Effekt auch für das Handwerkliche der Kompositionen interessiert, wird den nüchterneren, sprechenderen Ansatz der Musiker des Athena Ensembles beim wiederholten Mithören durchaus schätzen lernen.

Carsten Niemann, 21.06.2008


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