Virgin/EMI 502 1112
(58 Min., 10/2007) 1 CD
Seine Aufnahme der Diabelli-Variationen brachte ihm einst den Durchbruch – dennoch hat sich Piotr Anderszeski bis zur nächsten Beethovenaufnahme sieben Jahre Zeit gelassen und statt dessen lieber Mozartkonzerte und Chopinmazurken aufgenommen. Die leichtfingrige Spontaneität seiner Mozarteinspielung und die Intimität seines Chopinspiels haben auch in Anderszweskis Beethovenbild ihre Folgen hinterlassen: Die sechs Bagatellen op. 126 beispielsweise, die er seiner Aufnahme des C-Dur-Klavierkonzerts voranstellt, klingen in ihrer delikaten Klanglichkeit und ihren zarten Verschattungen wie Vorläufer Chopin’scher Impromptus. Das Heroische, Titanische ist Anderszewskis Sache nicht: Auch das erste Klavierkonzert ist für ihn eine einzige große Spielwiese, die er mit lockerem Geplänkel durchstreift. Anderszewski freut sich an kleinen Entdeckungen, an originellen Betonungen, sogar die große, späte Kadenz im Kopfsatz wirkt bei ihm wie eine implantierte Bagatelle. Diesem ungezwungenen, in bestem Sinne solistischen Zugriff hätte allerdings ein straffer orchestraler Rahmen als Kontrastfolie gutgetan. Bei den recht getragenen Tempi, die der vom Klavier aus dirigierende Anderszewski wählt, hängt die Spannung allerdings in den ersten beiden Sätzen oft durch – und vor allem die Bläser der Deutschen Kammerphilharmonie hätten wohl doch einen Dirigenten gebraucht, um auch dann lebendig zu phrasieren, wenn der Solist am Klavier zu tun hat. Denn Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
Jörg Königsdorf, 30.05.2008
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