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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Ralph Vaughan Williams

A Sea Symphony

Geraldine McGreevy, Tommi Hakala, MDR Rundfunkchor, MDR Sinfonieorchester, Howard Arman

Querstand/Codaex VKJK 0731
(66 Min., 2/2007) 1 CD

Vielleicht war es den traditionsbewussten Leipzigern zu neuartig, vielleicht auch zu überbordend hymnisch. Der Beifall im Gewandhaus jedenfalls war nicht gerade überschwänglich, als hier vor einem Jahr Vaughan Williams’ gewaltige "Sea Symphony" verklang. Dabei bietet diese erste, 1910 uraufgeführte Chorsymphonie des 38-jährigen Briten mit ihren wuchtigen, mitunter nahe am Kitsch angesiedelten Walt-Whitman-Versen genug Rückenschauer – symbolträchtiger Art, geht es hier doch nicht (so sehr) um Naturschilderungen (des "Ocean", wie der ehemalige Arbeitstitel hieß) als um deren Versinnbildlichung: Der Mensch wird als Seefahrer begriffen, als rastlos Suchender nach dem Geheimnis des Universums im ewigen Wogen des Meeres. Aber auch und gerade der eigentliche Star der Leipziger Aufführung hätte mehr heimischen Applaus verdient. In dieser kultiviert-kraftvollen, in allen Stimmgruppen stupende austarierten, intonationssicheren Formation gehört der MDR-Chor zweifelsohne zu den derzeit besten Profichören, jedenfalls auf chorsinfonischem Terrain. Schon die hymnische Anrufung "Behold, the sea itself" zu Beginn lässt einen staunen, wie durchsetzungsmächtig das Ensemble gegenüber dem riesigen Orchesterapparat ist – ganz zu schweigen von seiner fast durchgehend geforderten Präsenz in allen vier Sätzen. Das energische Feuer, das Howard Arman seinem Chor angedeihen lässt, ist nur bedingt auch bei den von ihm geleiteten Orchestermusikern erlebbar. Wie Aufnahmen aus London unter Previn bzw. Slatkin zeigen, lässt sich die Riesenpartitur durchaus noch etwas farbiger und kantiger durchleuchten. Auch die beiden arg tremolierenden Solisten müssen Abstriche gegenüber den berühmten Kollegen jener Vergleichsaufnahmen hinnehmen. Gleichwohl: Die Nummer 19 der MDR-Edition zeigt, dass solche glorreiche, typisch englische chorsinfonische Kunst nicht nur an der Themse, sondern auch an der Pleiße möglich ist.

Christoph Braun, 10.05.2008


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