Hyperion/Codaex CDH 55260
(64 Min., 1/1996) 1 CD
Die Behauptung, dass zwischen Purcell und Elgar die englische Musikgeschichte allein vom Import lebte, kann auch die vorliegende Aufnahme nicht wirklich Lügen strafen. Denn zum einen bedienen sich die Autoren der vier "English Classical Violin Concertos" sehr großzügig und offenkundig kontinentaler Formatvorlagen, zum anderen ist das, was sie daraus entwickeln, nicht so gravierend, dass man darum liebgewonnene Vorurteile revidieren müsste. Aber man darf dennoch mit erheblichem Vergnügen dem Treiben der Herren Brooks, Linley junior, Shaw und Wesley lauschen, die sich – allesamt Altergenossen von Mozart junior – nicht immer zwischen Klassik und Barock entscheiden können, aber auch dazwischen einige originelle Plätze auftun: zum Beispiel James Brooks, der die flinken Kapriolen seines Solisten auch mit einfachstem Kontrapunkt erfrischend zu begleiten weiß. Mit leichtem Bogen und graziler Eleganz erledigt Elizabeth Wallfisch diese und andere virtuose Aufgaben ganz mühelos und lässt sich und "The Parley of Instruments" dabei vom Hammerklavier führen: Ensemblechef Peter Holman fand für diese eigenwillige Continuobesetzung historische Vorbilder in jener vornehmen südenglischen Stadt Bath, in der zumindest drei der vier Konzerte entstanden und hier ein vornehmes Publikum unterhielten. Selbst Unbeholfenheiten haben dank des wunderbar heiter musizierenden Ensembles noch ihren Reiz: etwa, wenn der damals vermutlich erst 15-jährige Samuel Wesley unverdrossen eine Sequenz an die andere tackert, um sein zweites Violinkonzert auf anständiges Format zu bringen.
Raoul Mörchen, 02.05.2008
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