home

N° 1297
18. - 24.03.2023

nächste Aktualisierung
am 25.03.2023



Responsive image
Johann Sebastian Bach

Partiten Nr. 2, 3 u. 4

Murray Perahia

Sony BMG 88697226952

Es gilt, frohe Kunde in die Welt zu tun. Er ist wieder da, der vom Unglück Verfolgte. Nach einer Pause von höre und denke mehr als drei Jahren, in denen er beim Anblick seines verletzten Daumens, der ihn am Spielen hinderte, wohl so manches Mal über die Notwendigkeit des Schicksals sinniert haben mag, hat sich Murray Perahia wieder zurückgemeldet und ist sogleich ins Tonstudio gegangen, um die Gunst des Augenblicks zu nutzen. Und natürlich nahm sich Perahia Bach und Beethoven vor, seine Hausgötter Nummer eins und zwei. Das Ergebnis ist, zunächst was den Bach angeht (der Beethoven folgt später), von betörender Intensität. Perahia spielt die Partiten Numero zwei bis vier in c-Moll, a-Moll und B-Dur, und seine Interpretation ist vor allem getragen von tiefem, zuweilen gar feierlichem Ernst, von einer nachgerade philosophischen Seriosität. Das trumpft nie auf, das will nie schick sein oder extravagant. Perahia erweist sich ganz und gar als Diener zweier Materien, zweier Seins- und Wesenszustände: einmal als Diener des Komponisten, ein weiteres Mal als Diener seiner Idee. Die Tempi sind durchweg moderat bei diesem Unternehmen; der Gewinn der Wiedergaben entsteht durch eine kaum zu überbietende Plastizität der Darstellung, durch diese wunderbare (und wunderbar filigran pedalisierte) Balance aus Gewicht und Leichtigkeit (die gleichwohl nie in die Sphäre des Schwerelosen sich vortastet, davor hat Perahia vermutlich doch zu viel Angst). Unaufdringlich eindringlich, dabei die Affekte bedenkend, ist Perahia zumal in den langsamen Sätzen, in den Sarabandes und Allemandes. Und über welch gestalterisches Vermögen dieser Pianist gebietet, über welche klangliche Vielfalt seine Darbietung, das zeigt sich beredt an der längsten Allemande im Klavierœuvre Bachs, dem Stück aus der D-Dur-Partita. Hier zeigt sich, welch großer Erzähler Perahia ist, über wie viele Valeurs sein Klavierspiel verfügt. Wir hören ihm, nicht nur hier, sehr, sehr gerne zu. Und wünschen uns, er möge nie wieder kritisch seinen Daumen beäugen. Beim Zeus!

Jürgen Otten, 14.03.2008



Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen


Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Der spätbarocke Dichter Barthold Heinrich Brockes (1680–1747) begründete seinen Ruhm durch die 1712 entstandene Passionsdichtung „Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus“. Mit dieser hochemotionalen Schrift war er so erfolgreich, dass gleich 13 zeitgenössische Komponisten diese vertonten, darunter Händel, Keiser, Mattheson und Stölzel. Auch Georg Philipp Telemann lernte den Text 1716 kennen und schrieb in seiner Autobiographie, dass „dessen Poesie von allen […] mehr


Abo

Top