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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



Johannes Brahms

Sinfonie Nr. 1, Haydn-Variationen

Pittsburgh Symphony Orchestra, Marek Janowski

Pentatone/Codaex PTC 5186 307
(61 Min., 3/2007) 1 CD


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Johannes Brahms

Sinfonien Nr. 2 u. 3

Pittsburgh Symphony Orchestra, Marek Janowski

Pentatone/Codaex PTC 5186 308
(79 Min., 3/2007, 11/2007) 1 CD


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Anton Bruckner

Sinfonie Nr. 9

Orchestre de la Suisse Romande, Marek Janowski

Pentatone/Codaex PTC 5186 030
(62 Min., 5/2007) 1 CD


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Dirigenten brauchen in der Regel keine Angst vor dem Alter zu haben. Im Gegenteil: Manche ernten die Früchte ihrer jahrzehntelangen Arbeit erst dann, wenn normale Arbeitnehmer in Rente gehen. Die spektakulärste dieser Alterskarrieren gelang in den 90er Jahren Günter Wand, und nach den jetzt vorliegenden Aufnahmen zu urteilen, dürfte auch der 69-jährige Marek Janowski jetzt am Anfang eines solchen goldenen Herbstes stehen. Die Parallele zu Wand drängt sich auch deshalb auf, weil beider Basis das traditionelle Kapellmeistertum ist. Wie Wand hat auch Janowski sein Handwerk in der deutschen Provinz perfektioniert, und ähnlich wie Wand konnte er lange Zeit als uneitler, effizienter, aber eben auch etwas uncharismatischer Dirigententyp gelten. Ein geschätzter Pultarbeiter, der jedoch immer im Schatten der Stars stand und vor allem geholt wurde, um bei außer Form geratenen Orchestern wieder für Disziplin zu sorgen. Dieses Kapellmeistertum ist natürlich auch bei seinem Brahmszyklus mit dem Pittsburgh Symphony Orchestra jeden Takt gegenwärtig: Statt der willkürlichen Temporückungen, mit denen viele Dirigenten beispielsweise in der Einleitung der ersten Sinfonie Spannung zu schaffen versuchen, geht Janowski umschweifslos auf sein Ziel zu und wird auch gegen Ende, wenn die Oboe ihr lyrisches Signal setzt, nicht langsamer: Ohne zu hetzen oder zu schleppen behält er den unterschwellig drängenden Gestus bei, mit dem eine Einleitung auf das Kommende vorbereiten soll. Oder das wunderbare Seitenthema im Kopfsatz der zweiten Sinfonie: Statt – wie die meisten Dirigenten von Bruno Walter bis Karl Böhm – die Geigen hier klangsatt und beseligt strömen zu lassen, nimmt Janowski die Stelle mozarthaft schlank und bereitet so schon die launig umspielte Wiederholung einige Takte später vor. Und wiederum wie bei Wand führt das Alter bei Janowski nicht zu einem geruhsameren Nachvollzug des sinfonischen Verlaufs: Sein Brahms atmet eine Frische und Spannkraft, die dennoch Innigkeit und dunklere Stimmungen, wie sie stärker bei der dritten Sinfonie gefragt sind, nicht ausschließt. Fabelhaft zum Beispiel, wie er dort gleich zu Beginn unter dem heroischen Kopfthema das störrische Stampfen betont, das gleich darauf in federnder, abgemilderter Form zum Seitenthema hinleitet – die ganze Sinfonie wird bei ihm zur Zerreißprobe zwischen bukolischer Sehnsucht und romantischer Unrast. Die gleiche Sicherheit der großräumigen formalen Disposition, mit der Janowski etwa die patchworkhafte Einleitung zum Finale der Ersten bündelt, prägt auch die mit dem Orchestre de la Suisse Romande eingespielte Neunte Bruckners. Etwas lichter im Klangbild als die Pittsburgher mit ihren tanningegerbten tiefen Streichern und kräftigeren Bläserfarben, ist die Aufnahme unspektakulär im schönsten Sinne: Faszinierend, wie organisch Janowski die großen Steigerungen aufbaut, wie genau er Crescendi dosieren kann, wie er Spannung wachsen lässt, ohne den großen Atem durch agogische Mätzchen zu gefährden. In aller Stille ist Marek Janowski zu einem der großen Dirigenten der Gegenwart gewachsen. Und die Welt muss es nur noch merken.

Jörg Königsdorf, 07.03.2008




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