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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Franz Lehár

Die lustige Witwe

Cheryl Studer, Bo Skovhus, Barbara Bonney, Rainer Trost, Bryn Terfel, Monteverdi Choir, Wiener Philharmoniker, John Eliot Gardiner

Deutsche Grammophon 439 911-2
(1994) Komponiert: 1905, Uraufführung: 1905 in Wien

Wie heißt das Gegengift zu “Vaterland”? Antwort eines eleganten Hallodris: “Maxim’s” in Paris. “Dort bin ich sehr intim”, trällert dieser Graf Danilo, Gesandter des Balkanstaates Pontevedro, der so klein ist, dass man ihn auf keiner Landkarte findet: “Ich duze alle Damen / Ruf’ sie beim Kosenamen” und so fort. Conclusio: “Sie lassen mich vergessen / Das teure Vaterland!” Das aber meldet sich bald mit Macht: Hanna Glawari, die noch junge und sehr schöne Witwe des reichsten Pontevedriners, könnte ihr Erbe in Paris verjuxen - und das würde Pontevedro in den Staatsbankrott stürzen. Also muss ein Pontevedriner die Frau verführen und möglichst heiraten, damit die Millionen im Lande bleiben. Auftritt: Graf Danilo ...
Diese eleganteste und - in den satirischen Anspielungen auf die Balkanpolitik vor dem Ersten Weltkrieg - intelligenteste Wiener Operette ist Höhe- und Endpunkt zugleich: Es kam nichts annähernd Gelungenes mehr und schon gar nichts Besseres. (Was kam, war Sarajewo und das Ende der Habsburger-Monarchie.) Die Direktion des Theaters allerdings, welche das Libretto von Victor Léon und Leo Stein akzeptiert hatte, focht erbittert gegen Lehár als Komponisten und wollte Richard Heuberger haben, von dem man heute nur noch den “Opernball” kennt. Beide Librettisten sowie die Sänger forderten jedoch Lehár, und nach der umjubelten Premiere hatte es den Kulissenkrach natürlich nie gegeben.
Das raffinierte Werk gibt’s in hochkarätigen Einspielungen, so gleich zweimal mit Elisabeth Schwarzkopf, und ausgerechnet der supersensualistische Karajan hatte mit Elizabeth Harwood keine Witwe - also kein Zentrum. Es war ein Brite, John Eliot Gardiner, der 1994 die schönste Version der Operette herausbrachte, mit den hinreißend aufspielenden Wiener Philharmonikern, dem erstaunlich idiomatisch (und witzig) agierenden englischen Chor sowie der besten Witwe auf Tonträger: Cheryl Studer. Da hört man eine Frau von Lebenserfahrung und Lebensklugheit, ihre Stimme an der Grenze zum Verblühen besonders wissend-und-doch-heiter. Dass der nordische Bariton Bo Skovhus diese Witwe mit Eleganz und kerniger Männlichkeit in Schach zu halten sucht, ist genau der rechte Ansatz: ein Operetten-Traumpaar.

Thomas Rübenacker, 01.09.2007


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