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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Gioachino Rossini

Ouvertüren zu den Opern "Die Italienerin in Algier", "Der Barbier von Sevilla", "Die diebische Elster", "Semiramide", "Die Belagerung von Korinth", "Wilhelm Tell", "Die seidene Leiter"

Hanover Band, Roy Goodman

RCA/BMG 09026 68139 2
(1994)

"Da ging es in der Tat voll und toll genug zu; als ob die ganze Versammlung von der Tarantel gestochen wäre, glich die ganze Vorstellung einer Vergötterung; das Lärmen, Jubeln, Jauchzen, Viva- und Forza-Brüllen nahm gar kein Ende." Was 1822 ein Zeitgenosse schildert, war zu dieser Zeit symptomatisch für jede Aufführung einer Rossini-Oper: Das Publikum war hingerissen von Rossinis rasanten Musikdramen, er stand im Zenit seines Ruhmes.
Besonders populär sind die Ouvertüren des "Schwans von Pesaro", wie man den Schnellschreiber Rossini nach seinem Geburtstort auch nannte, und entsprechend groß ist die Zahl der Einspielungen dieser Stücke, die Rossini mit einem unglaublichen Gespür für Effekte wie Mini-Opern ohne Worte zu "inszenieren" wusste. Es gibt kaum ein Orchester, das sich diesen Publikumsrennern nicht gewidmet hat.
Wie in den Opern ist es das millimetergenau austarierte Gemisch von Immergleichem und überraschend Neuem, was an diesen Kompositionen so fasziniert. Fast immer folgt auf eine langsame Einleitung ein in mehreren Stufen immer rasanter werdender schneller Teil voller Überraschungseffekte mit abschließender furioser Steigerung. Die Themen scheinen Rossini dabei nur so zugeflogen zu sein, so "volkstümlich" klingen sie. Meist verzichtete Rossini auf klare Bezüge zur folgenden Opernhandlung und beschränkte sich darauf, die jeweilige Stimmung einzufangen. Nur im Fall der Ouvertüre zu seiner letzten Oper "Wilhelm Tell" hat er eine kleine Sinfonische Dichtung geschaffen - sie entführt das Publikum mit gesanglich-idyllischen Melodien in die Schweiz, deren wilde Natur Rossini mit der dramatischen Vertonung eines Gewitters schildert; schließlich feiert die berühmte feurige "Reitermusik" den krönenden Sieg der Rütli-Schwörer.
Die Hanover Band unter Roy Goodman gehört zu den wenigen Orchestern, die diese "Anheizer" mit Originalinstrumenten des frühen 19. Jahrhunderts zum Klingen bringen - und dementsprechend geht es hier so effektvoll "zur Sache", dass tatsächlich streckenweise die Spucke stockt und man sich in eine Stimmung versetzt fühlt, wie sie das Anfangszitat beschreibt. Die berühmten Crescendo-Effekte etwa werden wieder zur Naturgewalt, der man nicht entrinnen kann; die plötzlich "dreinfahrenden" Akkorde werden wieder zu den packenden Überraschungsmomenten, als die sie einmal gemeint waren, die "Dialoge" der Instrumente glänzen entschlackt und spritzig.
Goodman hat die scheinbar so bekannten Partituren durch eigene Forschung auf originalen Stand gebracht, wodurch sich vieles immens verschärft und teilweise sogar - wohldosiert - ins Grelle geht. So hat Goodman herausgefunden, dass in der Ouvertüre zu "Wilhelm Tell" die Streicher gelegentlich mit dem Holz des Bogens schlagen oder streichen müssen, und bei der "Diebischen Elster" kommen nachgebaute Landsknechtstrommeln sowie eine große Militärtrommel zum Einsatz, wie sie etwa 1815 in der Schlacht von Waterloo zum Signalgeben benutzt wurde.

Oliver Buslau, 01.09.2007


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