DG 449 087-2
(1974, 1982) 2 CDs, ADD / DDD
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Amati/Note 1 - 9010
(1993) DDD
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Ein Leben lang beschäftigte sich der bedeutendste Liedkomponist nach Schubert mit Volksliedern und volkstümlichen Liedern. Brahms war ein regelrechter Musikforscher, besorgte sich zahlreiche Sammlungen, verglich sie miteinander und suchte die ursprüngliche Gestalt eines Liedes zu rekonstruieren. Einige Dutzend Texte und Melodien, die ihm besonders am Herz lagen, versah er mit einer Klavierbegleitung, andere setzte er für vierstimmigen Chor a cappella. Auch wenn diese "Volksliedforschung" nicht immer den wissenschaftlich-historischen Echtheitstest besteht - was soll's! Denn künstlerisch ist um so Wertvolleres entstanden: kleine, unscheinbare Gebilde, die zum anmutigsten gehören, was Brahms hinterlassen hat.
Es ist vor allem die extrem sparsame, durchsichtige und dennoch nuancierungsreiche Klavierbegleitung der 1894 veröffentlichten Sololieder, die dieses Urteil rechtfertigt. Die Wirkung etwa des so schlichten wie ergreifenden "Da unten im Tale" könnte größer nicht sein. Hier finden sich neben Wehmut und Trauer auch ein schelmisch-augenzwinkernder Tonfall - Ausdrucksspären, die etliche der um Liebesglück und Liebesleid kreisenden Lieder durchziehen (und für die Brahms auch persönlich ein besonderes Faible hatte).
Edith Mathis' bezaubernd klarer und schlanker Sopran scheint wie geschaffen für diese Kleinode. Das gilt auch für Peter Schreiers helles Tenor-Timbre. Allerdings übertreibt er mitunter die burschikose Textausdeutung. Karl Engel und Gernot Kahl wissen um die filigranen tonpsychologischen Aufgaben, die Brahms dem Klavier mitgab, und halten eine vortreffliche Balance zwischen Eigenständigkeit und einfachster motivischer Begleitung.
Die dreiunddreißig für vierstimmigen gemischten Chor gesetzten Volkslieder erreichen zwar nicht ganz die Qualität der Sololieder (Brahms selbst wollte sie nicht veröffentlichen), ihrem stimmungsvollen, von mittelalterlichen Heiligen, deutscher Waldes- und Jägerromantik erfüllten Charakter tut das jedoch keinen Abbruch. Erst recht nicht, wenn sie derart schlank ausbalanciert werden wie vom Freiburger Vokalensemble. Auch der NDR-Chor widmet sich mit Liebe seinem Landsmann, fährt aber mitunter zuviel Volumen auf für diese schlichten Weisen.
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Dreizehn Jahre war Roger Norrington Chefdirigent des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart (vor der Fusion mit dem Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg zum SWR Symphonieorchester im Jahr 2016) und hat mit dem sogenannten „Stuttgart Sound“ weltweit für Furore gesorgt. Dabei handelt es sich um eine gelungene Synthese aus historisch informierter Aufführungspraxis und den Klangmöglichkeiten eines modernen Orchesters. Egal ob es sich um Werke von Mozart, Haydn, Brahms oder Beethoven dreht, […] mehr