RCA/BMG 09026 68763 2
(65 Min., 6/1999) 1 CD
Wie ernst die bulgarische Mezzosopranistin Vesselina Kasarova ihr Schallplatten-Debüt im Kunstlied-Fach nimmt, hört man. Sie will mehr als schöne Töne reihen und hat nicht nur geübt, die Texte sauber zu artikulieren. Sie hat sie gelesen. So fühlt sie, um ein Beispiel zu geben, den tiefen Stimmungsumschwung in Brahms‘ herrlicher "Feldeinsamkeit". Wenn es darin im siebten Verse heißt: "Mir ist, als ob ich längst gestorben wäre", dann wird alles anders, traumferner in der Komposition.
Es ist schade, dass Friedrich Haider am Klavier solche Umfärbungen so wenig unterstützt. Das lullt so nebenher. Den "Lerchengesang" von Brahms macht er der Kasarova kaputt: Das Klavier ist hier besonders wichtig, denn die sehnsüchtige Spannung, die das Lied durchfiebert, entsteht durch die Vorhalte im Piano. Haider aber hört in der Begleitung nur Akkordbrechungen, die ohne gespanntes Innehalten abschnurren. So ebnet er die Liedarchitektur derart ein, dass Vesselina Kasarova keine echte Chance der Textausdeutung mehr hat. Aber ich finde ihr Talent und ihre eigentümliche, in der Mittellage ein wenig raue Stimme gewinnend. Es wird nicht ihr letzter Blick auf das Kunstlied gewesen sein.
Matthias Kornemann, 30.03.2000
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