RCA/SonyBMG 88697 23455-2
(54 Min., 10/2007) 1 CD
Schon 1997 hatte die bulgarische Allrounderin Vesselina Kasarova unter Beweis gestellt, dass sie sich nicht nur im klassischen Belcantofach auskennt und wohlfühlt. Als sie am Züricher Opernhaus in die Titelpartie von Jacques Offenbachs "La Belle Hélène" schlüpfte, musste sie nicht extra-süßliches Parfum auflegen und mit den Augen dauerklappern, um als mannstoller Vamp durchzugehen. Bei Kasarova fanden die Pfeile Amors direkt ihr Ziel, weil in ihrer konzentrierten und doch vollen Tiefe so viel verlockend Geheimnisvolles steckt. Während sie selbst die Spitzentöne bei aller Präzision mit einer elektrisierenden Laszivität abfeuern konnte. Mit den üblichen Offenbachklischees hatte das schon damals nichts zu tun. Weder mit dem ständig aufgeschlagenen Prosecco-Gesäusel noch mit einer Komik, bei der aktuelle Stimmkolleginnen oftmals witziger sein möchten, als es Offenbach erlaubt. Zehn Jahre später legt Kasarova nun nach. Mit einem Arienrezital, live aus der Münchner Philharmonie. Und ihrem Offenbachbild ist Kasarova glücklicherweise treu geblieben.
Unverwüstliche Offenbachschlager wie etwa das Couplet "La femme dont" aus "Orphée aux Enfers", die Arie "O mon cher amant" ("La Périchole") und das Duett "Belle Nuit" aus "Les Contes d´Hoffmann" (mit Melissa Schippen) fehlten bei dieser Gala erwartungsgemäß nicht. Und das virile Münchner Rundfunkorchester durfte unter Ulf Schirmer bei so mancher Ouvertüre ("Barbe-bleu") für unbeschwertes Hörvergnügen sorgen. Kasarova lässt aber von Beginn an keinen Zweifel, dass sie die Chefin im Ring ist. In "On me nomme" verleiht sie mit ihrem facettenreich-dunklen Timbre der schönen Helena eine geradezu emanzipatorische Größe, kann sie mit einer Leichtigkeit auch in der nuancenreichen Textausdeutung ihre gesangstechnische Überlegenheit bis in die brillanten Koloraturhöhen ausspielen. Und in der "Catherine", diesem verliebten Dienstmädchen wider Willen in Offenbachs Einakter "Pomme d´Api", steckt nun ein Selbstbewusstsein, mit dem dem anderen Geschlecht schnell die Grenzen aufgezeigt werden. Auch hier ist Kasarova nicht einfach eine singende Schauspielerin, sondern selbst im lyrischen Strömen ein stimmdramaturgisch zupackendes Wesen aus Fleisch und Blut.
Reinhard Lemelle, 25.01.2008
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