home

N° 1298
25. - 31.03.2023

nächste Aktualisierung
am 01.04.2023



Responsive image
Gustav Mahler

Sinfonie Nr. 2

Heather Harper, Janet Baker, Symphonieorchester des BR, Chor des BR, Otto Klemperer

EMI 5 66867 2
(79 Min., 1/1965) 2 CDs, ADD, Live-Mitschnitt aus dem Münchner Herkulessaal vom 29. Januar 1965

Für Otto Klemperers Karriere war Mahlers Zweite Sinfonie von schicksalshafter Bedeutung. Als zwanzigjähriger Musikstudent begegnete Klemperer zum erstenmal im Jahr 1905 dem weltberühmten Dirigenten Mahler, als der eine Berliner Aufführung von dessen “Auferstehungssinfonie” unter Oskar Fried beaufsichtigte: Klemperer war als Begleiter für die Chorproben und für die Koordinierung des Fernorchesters engagiert worden. Und da er Mahlers Anweisungen genau befolgte, war dieser mit ihm sehr zufrieden.
Zwei Jahre später fertigte Klemperer von sich aus einen Klavierauszug der Zweiten an, den er in Wien Mahler auswendig vorspielte: Mahler war beeindruckt von den pianistischen Fähigkeiten seines jungen Bewunderers, doch Klemperers “unerschütterlicher Wunsch” war es, wie sein Idol, Dirigent zu werden. So schickte ihn Mahler zum Direktor der Wiener Hofoper, und als dies keine Wirkung zeigte, gab ihm Mahler eine Visitenkarte von sich mit folgender Empfehlung: “Gustav Mahler empfiehlt Herrn Klemperer als einen hervorragend guten und trotz seiner Jugend schon sehr routinierten Musiker, der zur Dirigentenlaufbahn prädestiniert ist. - Er verbürgt sich für den guten Ausfall eines Versuches mit ihm als Kapellmeister und ist gern bereit, persönlich nähere Auskunft über ihn zu erteilen.” Bis zu seinem Tod trug Klemperer eine Kopie dieser Visitenkarte bei sich, die ihm tatsächlich bald alle Türen öffnete.
In seinen letzten Lebensjahren arbeitete Klemperer - neben seinen Londoner Tätigkeiten - immer wieder gern mit dem 1949 neugegründeten Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks zusammen, das durch Eugen Jochum in wenigen Jahren zu einem der führenden Rundfunk-Sinfonieorchester Europas avanciert war. Zu den herausragenden Dokumenten dieser Kooperation zählt ein Konzertmitschnitt von Mahlers Zweiter Sinfonie aus dem Frühjahr 1965, der zweifellos den Höhepunkt bildet von Klemperers eigener, lebenslanger Auseinandersetzung mit diesem “Schicksalswerk”.
Die im Münchner Herkulessaal aufgezeichnete Stereoaufnahme existierte bislang nur in schlechten Piratenpressungen und ist jetzt zum erstenmal offiziell für die “Klemperer-Legacy”-Edition der EMI vom BR freigegeben worden. Sie galt bislang als strengste und geschlossenste Interpretation des damals schon achtzig Jahre alten Klemperer und als “ehernes Gesetzeswerk”, enthüllt aber jetzt im hervorragend aufgelösten Klangbild des 24-Bit-Remasterings ungeahnte Transparenz, große Innenspannung und dramatische Wucht.
Allein das mit “antiker” Unwiderruflichkeit und Größe, fast wie das Orakel von Delphi, verkündete “Urlicht” der jungen Janet Baker ist beispiellos und hebt das Ganze in den Rang eines unangreifbaren “Mahler-Monuments”. Wenige Tage nach ihrer späten CD-Premiere im Juli dieses Jahres wurde die Aufnahme von der Toblacher Schallplattenjury als beste Stereo-Publikation einer Mahler-Sinfonie im Jahr 1998 ausgezeichnet.

Attila Csampai, 01.05.1998



Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen


Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Nach seiner viel beachteten Aufnahme der 7. Sinfonie setzen François-Xavier Roth und das Gürzenich-Orchester Köln ihre Bruckner-Gesamteinspielung fort. Die „Romantische“, wie Anton Bruckner seine vierte Sinfonie selbst betitelt, komponierte er 1874 inmitten einer Zeit persönlicher Niederlagen. Und er zweifelt sofort an seinem Werk, bezeichnet manche Stellen als „unspielbar“ und findet die Instrumentation „hie und da überladen und zu unruhig“. Erst Jahre später, nach […] mehr


Abo

Top