Ob Edvard Grieg gedacht hätte, dass seine "Lyrischen Stücke" für Klavier (ein Drittel der insgesamt 66 Kompositionen sind in der vorliegenden Sammlung enthalten) einmal einen ganzen Tonträger allein füllen würden? Schließlich schuf er diese technisch nicht übermäßig anspruchsvollen romantischen Episoden vor allem für den Hausgebrauch, für den Vortrag an stimmungsvollen Abenden im kleineren Kreis. Leider haben der Wille und die Befähigung zum häuslichen Musizieren seit Griegs Tagen sehr nachgelassen, und wessen Kinder heutzutage noch das Klavier traktieren, der muss sich womöglich eher mit Hits aus dem "Phantom der Oper" und ähnlich kultigen Konsumartikeln unterhalten lassen. Zieht man all dies in Betracht, dann hört man die vorliegende CD wohl mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Was in Bürgerhäusern einstmals live erklingen durfte, holt man sich jetzt in makelloser Interpretation von der CD. Wer beim Hören ein Klavier in der Nähe hat, der fühlt seine Hand vielleicht hin und wieder in Richtung Notenschrank zucken, in dem seit den Tagen des eigenen Klavierunterrichts der fragliche Griegband schlummert. Warum nicht einmal wieder selbst nur zum Spaß in die Tasten greifen? Wenn Hideyo Haradas anregende Darbietung dieser Griegkleinodien u. a. auch diesen Effekt hätte, dann wäre das ein großes Verdienst.
Michael Wersin, 18.01.2008
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