Zwei Jahre nach ihrem internationalen Durchbruch in den USA präsentiert die junge Japanerin Akiko Suwanai ihre erste Solo-CD mit einem nicht ganz alltäglichen Programm: Mit Ausnahme von drei Akrobatennummern des polnischen Violinfürsten Henryk Wieniawski hat die Tokioterin eher entlegene Petitessen von Nichtgeigern zusammengetragen, also von Rachmaninow, Szymanowski und Tschaikowski, letzterer immerhin der Schöpfer eines der populärsten Violinkonzerte. Wenig später komponierte Tschaikowski seinen kleinen Dreiteiler “Souvenir d'un lieu cher”, der hier einmal in kompletter Gestalt (anstatt nur der populären “Mélodie”) zu hören ist und der, von Akiko Suwanai sensibel nachempfunden, die Jungmädchenträume Tatjanas (aus seiner Oper “Eugen Onegin”) schildert.
Akiko Suwanai verfügt zwar nicht über den großen Ton, die Ausdruckskraft der europäischen-amerikanischen Geigenschule - sie genoss den Großteil ihrer Ausbildung bei japanischen Lehrern und ging erst ganz am Schluss zu Dorothy Delay an die Juilliard School -, aber man spürt trotz aller Disziplin und Zurückhaltung das kleine Feuer ihrer lyrisch-intensiven, fast scheuen Tongebung und ihre feine, noble, filigrane Eleganz. Bei Rachmaninow und seinen leidenschaftlich drängenden “Morceaux de Salon” geht sie dann mehr aus sich heraus und frönt mit breitem, kräftigem Strich der dunklen Herzensglut dieses letzten Romantikers. Insgesamt ein angenehm unaufdringliches, technisch tadelloses Debütrecital einer Geigerin, deren Ausdruckspotential gewiss noch steigerungsfähig ist.
Attila Csampai, 31.05.1998
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