Berlin Classics/Edel 0017702 BC
(67 Min., 4/2004) 1 CD
Warum muss man bei dieser CD immer wieder an den jungen Händel denken? Nun, da ist natürlich zuerst einmal die Stimme von Maite Beaumont: wie Händels Stil seinen Zeitgenossen jenes Gewisse Etwas an Wärme, Saftigkeit und Instinktsicherheit im dramatischen Zugriff voraus hatte, so hebt sich die junge Mezzo-Sopranistin mit eben diesen Qualitäten deutlich von der Menge viel versprechender Talente ab. Doch auch die Kompositionen selbst erinnern immer wieder an Händel: wo die CD in Wahrheit doch kein einziges Stück des deutschen Komponisten enthält, sondern Kantaten und Arien von durchschnittlich fünfzehn Jahre älteren italienischen Zeitgenossen. Aber auch hierfür gibt es eine ganz rationale Erklärung: die Auswahl. Wie Händel in jungen Jahren nach Italien reiste, um aus den charakteristischsten Elemente der dortigen Musik seinen eigenen Stil zu formen, so stellten sich auch die musikverständigen Herzöge von Sondershausen um 1700 ihr Best-Of von heute weniger bekannten Komponisten wie Gasparini, Conti oder Fedeli zusammen, das sie zu Hause in kleiner Besetzung aufführten und auch in ihrer Musikbibliothek sammelten. Aus dieser berühmten Bibliothek hat nun Wolfgang Katschner eine Reihe von Arien und Kantaten von erstaunlicher Qualität und Ausdruckskraft herausgesucht und lebhaft gestaltet: Sinnliche Kantilenen, sprechende Rezitative, knackige Motive, kluge Kontrapunkte wo man hinhört. Lediglich in der Dynamik könnte sich Maite Beaumont noch etwas mehr Abwechslung leisten. Aber auch der jungen Händel durfte ja noch besser werden.
Carsten Niemann, 21.05.2005
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