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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Diverse

Josef Metternich - Dokumente einer Sängerkarriere

Josef Metternich, Berliner Symphoniker, Orchester des NWDR, Wilhelm Schüchter

Preiser/Naxos PR93442
(71 Min., 1953, 1954) 1 CD

Vielleicht war das vorliegende Rezital mit Aufnahmen deutscher, italienischer und französischer Opernarien in deutscher Sprache als Hommage zum 90. Geburtstag Josef Metternichs gedacht: Der Bariton hätte ihn am 2. Juni dieses Jahres begangen, wenn er nicht Ende Februar an den Folgen eines Schlaganfalls verstorben wäre.
Metternich konnte auf eine erfolgreiche internationale Sängerkarriere zurückblicken, die ihn u.a. bis an die New Yorker Metropolitan Opera getragen hat; später war er als Professor an der Kölner Musikhochschule tätig, bevor er 1980 in Pension ging. Auch danach unterrichtete und beriet er noch eine Vielzahl von jungen Sängern. Metternich verfügte über ein kerniges, männlich-sonores Stimmmaterial, das er technisch hervorragend durchgebildet hatte und mit perfekter Verankerung im Körper mit sattem Bruststimmanteil offen und vollklingend in die Höhe führte, wobei ihm die ohne jegliches Forcieren erreichten Spitzentöne offenbar besondere Freude bereiteten: In Rossinis Barbier-Arie erreicht er in einer Auszierung ein hohes A auf dem Vokal i, ohne dabei auch nur im Mindesten eng zu werden oder an Farbe einzubüßen. Die Schlusspassagen der beiden Strophen in der Germont-Arie aus Verdis "Traviata" glühen vor Intensität und warmer Klangfülle: Dies hat kein Gobbi oder Taddei besser gekonnt, hier erweist sich Metternich als Bariton edelster italienischer Prägung. Freilich hat gerade diese Art des Singens auch Kritik hervorgerufen: Man war hierzulande durch Hüsch, Schlusnus und später vor allem Fischer-Dieskau ganz Anderes gewohnt als eine so kompromisslos stringente Orientierung an der Kantilene, die bei Metternich niemals durch die Sprache gebrochen und atomisiert wurde: Monochromie warf man ihm vor und meinte außerdem, kopfigere Voix-mixte-Klänge in seinem Gesang vermissen zu müssen (man höre speziell dazu ebenfalls die Faktotum-Arie des Figaro, wo Metternich beweist, das er in der Höhe auch gemischte Töne parat hat). Möglicherweise konnte man auch im betulichen Nachkriegs-Deutschland nicht mit einer so bedingungslos körperhaften, ja wahrlich erotischen Art des Singens umgehen: Hört man Metternich mit dem Ecamillo-Antrittslied, dann erlebt man unmittelbar, dass keine Carmen dieser geballten Männlichkeit zu widerstehen vermochte. Nachdem Metternichs prachtvolle Stimme nun für immer verklungen ist, bleibt zu hoffen, das endlich noch mehr seiner recht zahlreichen, in den letzten Jahren aber erst zögerlich und vereinzelt auf dem Markt erschienen Aufnahmen zugänglich gemacht werden.

Michael Wersin, 01.09.2007


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