Warner 0927 48312-2
(75 Min., 1989 - 1995) 1 CD
Warum ein "Artist Portrait" beginnen mit Franz Schuberts höllisch schwerem Lied "Nacht und Träume", wenn dieses eigentlich sehr ätherische Gebilde fast durchgehend im Mezzoforte durchgezogen und durch unentspannte Stimmführung passagenweise deutlich zu hoch intoniert wird? Mit diesem und einigen anderen, tendenziell immer große Bögen im Piano erfordernden Liedern hat sich die finnische Sopranistin Soile Isokoski bei ihren Lied-Einspielungen keinen Gefallen getan. Deutlich besser gerieten ihr dramatischere bzw. extrovertiertere, lebhaftere Gesänge wie Schuberts "Gretchen am Spinnrade" oder Schumanns "Er, der Herrlichste von allen" (Frauenliebe und -leben). Fast immer bleibt jedoch die Vokalfärbung ein Problem: Es fehlt die Bereitschaft, möglicherweise die technische Fähigkeit zu hellen, ungedeckten Lauten, wodurch ein nicht unbeträchtlicher Teil der Ausdruckspalette im Liedgesang - nämlich gerade die ganz unmittelbar ansprechenden Nuancen - weitgehend fehlt. Dies scheint kein sprachliches Manko zu sein, denn Soile Isokoskis Deutsch ist eigentlich sehr gut. Vielmehr verschanzt sich die Sängerin ein wenig hinter einer auf gleichmäßiges Strömen und intensives Legato ausgerichteten Technik, die in der Oper wohl eher von Vorteil sein kann als beim Liedgesang.
Michael Wersin, 24.01.2004
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