Der in Passau geborene Nicolaus A. Huber verteidigt in seiner Musik die Werte der Avantgarde, vor allem solche, wie sie in den sechziger Jahren auf deutschem Boden vertreten wurden: Bloß keine Kulinarik, Tonalität bitte nur als Zitat und dann möglichst mit politischem Hintergrund – im Posaunenstück "Presente" wird das "Moorsoldatenlied" zitiert. In der bunt und beliebig gewordenen Musikszene von heute wirkt Hubers Purismus richtiggehend altmodisch – was diejenigen, denen diese Klänge ohnehin zu evangelisch-didaktisch daherkommen, nicht weiter interessieren wird, während andere den Verlust einer stilistischen Kompromisslosigkeit, wie Huber sie repräsentiert, bedauern mögen.
Bei aller Kantigkeit – langweilig sind die Werke keineswegs, sie haben, vor allem was die Gestaltung des Rhythmus angeht, Faszinierendes zu bieten und verlangen von den Solisten eine technische und gestalterische Virtuosität, die von den Interpreten auf dieser Einspielung voll und ganz eingelöst wird. Die Einbeziehung des Ensemblestücks "Eröffnung und Zertrümmerung" bereitet mir allerdings Kopfschmerzen, denn ohne die zum Werk gehörigen Video-Installationen bleibt nur eine Reihe von Gesten, deren fragmentarischer "Stop-and-go"-Charakter im ideologisch korrekten Avantgarde-Jargon den Hörer schnell ermüdet. Aber vielleicht träte dieser Effekt mit Videos sogar noch schneller ein?

Thomas Schulz, 01.09.2007

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