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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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André-Ernest-Modeste Grétry

Pierre le Grand

Maxim Mironov, Elena Voznessenskaya, Nikolai Galin, Mikhail Davidov u.a., Chor der Oper Zürich, Orchester der Oper Zürich, Sergey Stadler

Arthaus/Naxos 101 097
(94 Min.) 1 DVD, Format 4:3, DVD 9, NTSC, Region Code 0

Zar Peter der Große, der sich inkognito als einfacher Zimmermann verkleidet und sich unter eine Truppe von Werftarbeitern mischt: Nicht nur Albert Lortzing griff diese Geschichte in seiner Oper "Zar und Zimmermann" auf, sondern vor ihm schon André Modest Grétry. Sein "Pierre le Grand" nach einem Libretto von Jean-Nicolas Bouilly transportierte im Paris des ausgehenden 18. Jahrhunderts allerdings eine heikle politische Botschaft: Das von Ludwig XV. wirtschaftlich ruinierte Frankreich ächzte unter seiner Schuldenlast, man wünschte sich einen Herrscher, der wie der als Liebling des Volkes bekannte Zar Peter der Große sich um das Wohl seiner Nation kümmern und die Not der Untergebenen lindern möge. Bouilly und Grétry versuchten es mit Vorschusslorbeeren. Sie porträtierten in den Figuren Peters und des Bauernmädchens Catherine Ludwig XVI. und Marie Antoinette, indem sie mit einer Fülle tagespolitischer Anspielungen für deren sichere Identifikation durch das Publikum sorgten. Als gütiger und weiser Herrscher dargestellt, so hoffte man wohl, werde Ludwig sich geschmeichelt fühlen und tatsächlich ein solcher werden. Wir kennen den unrühmlichen Abgang des Herrscherpaares und müssen davon ausgehen, dass die angestrebte Veränderung nicht eingetreten ist; dennoch wurde die Oper zum Lieblingsstück des Adels, und auch Marie Antoinette hat sie gesehen. Genutzt hat das auf überaus sanfte Weise kritische Werk allerdings Bouilly und Grétry, die die Schrecken der Revolution überlebt haben, obwohl sie beide Royalisten waren und dem Königshaus nahe standen.
Zum 300-jährigen Jubiläum der Stadt Petersburg wurde "Pierre le Grand" im Moskauer Helikon-Theater auf die Bühne gebracht. Das insgesamt sehr kompetente Ensemble hatte sich mit einer winzigen, nur vier Meter tiefen Bühne zu arrangieren und macht mit viel Witz und schauspielerischer Souveränität das beste aus der beengten Situation: Was nicht visuell dargestellt werden kann, wird etwa einfach in Form von Regieanweisungen von den handelnden Personen verbalisiert. Schauplatz ist eine Schiffsbaustelle, die auf mehreren Ebenen bespielbar ist. Darin tummeln sich die Beteiligten in historischen Kostümen. Der herrlich timbrierte Maxim Mironov als Zar Peter bewältigt seine hohe Tenorrolle bravourös; Elena Voznessenskaya als Catherine steht ihm hinsichtlich vokaler Brillanz in nichts nach. Gesungen wird in französischer Sprache, die Dialoge sind russisch; beides kann man durch einblendbare deutsche Untertitel verständlich machen. Leider jedoch gibt es in dem hinsichtlich des Einführungstextes vorbildlichen Beiheft keinerlei Inhaltsangabe, sodass man bisweilen schon ein wenig rätselt, was eigentlich vorgeht.

Michael Wersin, 01.09.2007


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