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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Was Napoléon Bonaparte als Erster Konsul des post-revolutionären Frankreichs sagte, hatte nicht nur Gewicht, sondern musste auch befolgt werden. Und so ließ sich Étienne-Nicolas Méhul (1763-1817) nicht zweimal auffordern, endlich etwas Flottes, Liebreizendes, Komisches zu komponieren. Im Stile der italienischen Buffo-Oper, die in Frankreich selbstverständlich als Opéra comique auf die Bühne kommen musste. Warum Méhul sich für die Pariser Uraufführung von "L'Irato ou L'Emporté" (7. Februar 1801) gleich auch noch ein italienisches Pseudonym gab (Signor Fiorelli), ist vom Musikwissenschaftler Michael Stegemann bislang auch noch nicht entschlüsselt worden. Auf jeden Fall ist es ihm und dem Dirigenten Werner Ehrhardt zu verdanken, dass aus dem insgesamt 40 Werke umfassenden Opernschaffen Méhuls nun diese schöne Perle den Weg in die Öffentlichkeit wieder gefunden hat. Die Weltersteinspielung geht dabei auf eine Aufführung während des Bonner Beethovenfestes 2005 zurück.
Der Stoff von "L'Irato oder: der Hitzkopf" macht natürlich nicht viel Kopfzerbrechen. Höchstens den beiden Mannsbildern Lysandre und Scapin, die zum vollendeten Liebesglück nur den "Hitzkopf" Pandolphe überwinden müssen, der von der Zukunft seiner Nichte so eine ganz andere Vorstellung hat. Méhul, der bis dahin vor allem durch Repräsentations- und Huldigungsmusiken aufgefallen war (als Bonbon ist der Aufnahme eine klassisch aufgewirbelte "Ouverture du Ballet de Pâris" von 1799 angehängt), legte aber nun wirkungsvoll genau das Fundament, auf das sich kommende Opéra comique-Komponisten wie Robert Planquette und André Messager berufen sollten. Die Situationskomik eines Jacques Offenbach besitzt dieses Erfolgsstück zwar nicht. Dafür wird man bei dem Charme der Arien auf Anhieb schwach, die von einem durchgehend überzeugenden Sänger-Ensemble präsentiert werden. Und auch das von Werner Ehrhardt geleitete Ensemble L'arte del mondo musiziert auf Originalinstrumenten stilkundig und beschwingt lebendig, dass man an diesem Leichtgewicht seine helle Freude hat.

Guido Fischer, 01.09.2007


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