Opus 111/Helikon OPS 30-171
(55 Min., 6/1996) 1 CD
Dass Guillaume de Machaut der Wegbereiter kunstvoller polyphoner Mehrstimmigkeit im 14. Jahrhundert war, ist unbestritten. Weniger bekannt ist, daß der Protagonist der sogenannten “Ars nova” nicht nur Neues zu schaffen, sondern lange Zeit auch Altes zu bewahren suchte: In seinen Liedern und Gesängen - Lais, Virelais, Rondeaux und Ballades -, in denen er eigene Texte für (meist Bordun-begleiteten) Sologesang vertonte, setzte Machaut als letzter Dichter-Komponist seiner Zeit die Tradition der französischen Minnesänger fort.
Eben jene letzte Hoch-Zeit des einstimmigen lyrischen Singens versucht der Franzose Emmanuel Bonnardot mit Stimme, Fiedeln, Cister, Rebec und Vihuela wieder aufleben zu lassen. Da er über die Gabe eines sehr sprechenden Ausdrucks, über Ideen und ein großes Spektrum an Stimm-Klangfarben verfügt, gerät sein Ausflug in die so entlegene Nische der Musikhistorie zu einer wahrhaft abenteuerlichen Hör-Reise für Ohren von heute. Die nämlich können sich vom Sog der später derart nie wieder praktizierten Liaison von Wort und Musik ebenso einfangen lassen wie vom schlichten Reiz der vertonten poetischen Empfindungen. Dass diese einer Dichterseele schon vor mehr als fünfhundert Jahren entsprangen, kann dabei nur staunen machen.
Susanne Benda, 31.05.1997
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