RCA/BMG 09026 68789 2
(73 Min., 12/1996, 2/1997, 3/1997) 1 CD
Der Begriff "Kapellmeistermusik" umschreibt Gelegenheitswerke, die ein Orchesterchef für gewisse Anlässe seinen Musikern und Solisten auf den Leib schreibt - und über die die Musikwelt ansonsten die Nase rümpft. Wagner hat solche Dinge "verbrochen", auch Weber - und viele andere. Nun geht der Dirigent Lorin Maazel mit drei konzertanten Stücken aus eigener Feder an die Öffentlichkeit, und hier sollte man nicht sofort ablehnend von Kapellmeistermusik sprechen.
Die Werke sind vom Gestus her durchaus modern, streckenweise zwölftönig. Vergleiche von Schostakowitsch bis Penderecki bieten sich an, und wenn es ein allgemeines Merkmal dieser Musik gibt, dann dieses: Die einzelnen Abschnitte beschwören außermusikalische Bezüge herauf. Der jeweilige Solist wird in melismenreicher Melodik mit dem effektvoll behandelten Orchester konfrontiert - und spielt manchmal auch selbst den "Störenfried". Zum Beispiel, wenn das Solocello am Anfang von op.10 in eine langsame, in extrem hoher Lage gespielte Solo-Kantilene einer Violine hineinplatzt - und dann nach kämpferischen Verwicklungen über einem brummenden Kontrabass-Orgelpunkt seinerseits die Auseinandersetzung mit einer grellen Trompete zu bestehen hat.
Für meinen Geschmack ist die Musik etwas zu episodenhaft, zu sehr im Denken in "Sections" verstrickt - wobei diese einzeln anwählbaren, zwischen drei und sieben Minuten dauernden Formteile für sich durchaus spannend sind. Raffiniert geschriebene Theater- oder Filmmusik könnte das sein. Die eingehende anekdotische Beschreibung der Werke von Maazel selbst ist für den Hörer sicher eine Hilfe.
Oliver Buslau, 31.01.1998
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