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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Tan Dun

The Map

Anssi Karttunen, Sinfonieorchester Shanghai, Tan Dun

DG/Universal 073 4009
(25 Min.) 1 DVD, Musik + Dokumentation

Ein exzellenter Reiseführer in die chinesische Provinz Hunan ist der Komponist Tan Dun. Vielleicht liegt es daran, dass er auf seinem Weg selbst so vieles (wieder-)entdeckt. In einer Videodokumentation nimmt der in Amerika lebende Chinese uns zu seinen Recherchen in seine Heimat mit. Wir begleiten ihn durch die Natur, wir begegnen mit ihm den Bauern auf dem Lande, die Musik machen, sitzen mit ihm in einem Boot auf dem Fluss und lauschen dem rhythmische Schlagen der Wäscherinnen. Doch hier ergeht sich niemand in Sentimentalität und falscher Sozialromantik und es wird niemand vorgeführt. Wenn es etwas Exotisches gibt, das uns in seinen Bann zieht, dann ist es vor allem die Offenheit der Menschen gegenüber dem Neuen und die verblüffende Normalität des Besonderen. Wie stark muss die kulturelle Verwurzelung dieser Menschen sein! Als Anssi Karttunen mit seinem Cello kommt und wie alle Besucher eines Dorfes zunächst ein Lied singen soll, da wird dann eben sein Cellospiel zum Sesam öffne dich.
In seinem Auftragswerk für das Bostoner Symphonieorchester hat Tan Dun die Musik der Bauern mit Videobildern und dem großen amerikanischen Orchesterapparat zu etwas Neuem verwoben. Tan Dun entwirft eine Landkarte - Map - für eine Reise durch Vergangenheit und Gegenwart. Ein "Steinmann", der mit Steinen Musik machte, hat dem Forschenden entscheidende Impulse gegeben. Ein traditionelles Lied "Feige" wird zum musikalischen Höhepunkt. Es ist ein Lied, das die Chinesen gen Himmel senden, in stiller Gewissheit, dass jemand darauf antworten wird. Also liegt auch schon die Zukunft in der Gegenwart.
Im ersten Teil der DVD wird die Aufführung dieses Konzertes für Violoncello, Video und Orchester in Xiangxi (Hunan) gezeigt. Das Selbstverständnis, mit dem die Chinesen das Orchester - das viele nie zuvor gesehen oder gehört hatten - empfangen und die Aufführung verfolgen, baut auch beim Zuschauer Hemmschwellen ab. Tan Dun ist hier zu Hause, strahlt Gelassenheit und Freude und eine tiefe Ruhe aus. Wie ein Showstar wird er angekündigt und begrüßt herzlich die Menschen, die zu Tausenden gekommen sind. Und von einer Sekunde auf die andere wird der Komponist zum hochkonzentrierten Dirigenten und die Reise beginnt. Man spürt, was Tan Dun später kommentiert: "Der schönste Moment ist der, wenn der Traum dort wieder ankommt, wo er begann".

Margarete Zander, 01.09.2007


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