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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Karol Szymanowski

Lieder einer Märchenprinzessin op. 31, Harnasie op. 55, Liebeslieder von Hafiz op. 26

Iwona Sobotka, Katarina Karnéus, Timothy Robinson, City of Birmingham Symphony Orchestra, Simon Rattle

EMI 364435 2
(65 Min., 10/2002, 6/2004, 3/2006) 1 CD

Unbekannte musikalische Kostbarkeiten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts präsentiert Simon Rattle an seinem alten Arbeitsplatz, dem Pult des CBSO: Zwei Orchesterlieder-Zyklen von Karol Szymanowski (1882-1937) umrahmen dessen Ballett "Harnasie" op. 55, in dem der Komponist melodisches Material aus Liedern der Bewohner der Hohen Tatra verarbeitet. "Harnasie" ist stilistisch deutlich von Strawinsky beeinflusst (inhaltlich handelt es sich übrigens, ähnlich wie in Strawinskys Ballett "Les Noces", um eine Hochzeitsthematik); Szymanowskis musikalisches Idiom würde man darüber hinaus wohl pauschalierend mit dem überstrapazierten Adjektiv "spätromantisch" (zuzüglich impressionistischer Einflüsse) belegen, denn der Pole schrieb tonale Musik in einer Zeit, die längst von der "Emanzipation der Dissonanz" durch Schönberg und seine Schüler geprägt war. Die Sopranistin Iwona Sobotka hat den Märchenprinzessinnen-Zyklus op. 31 im Rahmen einer Gesamtaufnahme aller Szymanowski-Lieder schon einmal komplett in der Klavierfassung eingespielt; drei dieser reizvollen Lieder eröffnen mit orchestraler Begleitung das Programm dieser CD. Sobotkas Gesang ist mit denselben kleinen Einschränkungen wie schon im Jahre 2005 grundsätzlich zu loben. Insgesamt überzeugender allerdings agiert die schwedische Mezzosopranistin Katarina Karnéus in den Liebesliedern op. 26, einer Sammlung schwelgerischer, farbenreicher, betörend schöner Gesänge nach Texten des islamischen Mystikers Hafiz aus dem 14. Jahrhundert. Viel stärker als in "Harnasie" ließ sich Szymanowski bei den Orchesterliedern von französischen Vorbildern (man denke etwa an Ravels "Shéhérazade") inspirieren, fand aber eine durchaus eigene Ton- und Klangsprache. Hörenswert ist diese CD aber nicht nur aufgrund der hohen Qualität der eingespielten Musik, sondern auch wegen der hervorragenden interpretatorischen Gesamtleistung; Simon Rattle gelingt eine tiefenscharfe, nuancenreiche Umsetzung des aspektreichen Orchesterparts - ihm gelingt am Pult seines ehemaligen Arbeitgebers Überzeugenderes als oft mit den Berlinern.

Michael Wersin, 01.09.2007


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