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N° 1353
13. - 22.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Alessandro Scarlatti

Stabat mater, Concerto XXI

Emma Kirkby, Daniel Taylor, Francis Colpron, Theatre of Early Music

Atma/Musikwelt ACD2 2237
(51 Min., 5/2003, 8/2003) 1 CD

Wer Pergolesis "Stabat mater" kennt und schätzt, der versäume auch dieses nicht: Alessandro Scarlattis "Stabat mater" ist nämlich das Vorgängerwerk, komponiert zwölf Jahre früher (1724) im Auftrag derselben neapolitanischen Bruderschaft (den Cavalieri della Vergine dei Dolori) für dieselbe kleine Besetzung (Sopran- und Altsolo, Streicherensemble). Während allerdings Pergolesis berühmtes "Stabat mater" mit seinem vergleichsweise sachlichen Duktus und seiner immer wieder zu Tage tretenden Autonomie der rein musikalischen Ebene bekanntermaßen auf die Frühklassik vorausweist, gibt sich Scarlattis Vertonung in ihrer musikalischen Umsetzung der Textaussage höchst barock: Der Hörer versinkt geradezu im Affekt schon des ersten Satzes, der das Leiden der Gottesmutter auf plastische Weise bis hin zur Agonie darstellt; u. a. harsche Quartparallelen der Violinen und mehrfaches Abbrechen der Musik versinnbildlichen eindrucksvoll diesen emotionalen Ausnahmezustand.
Es gibt prinzipiell nicht viel auszusetzen am Gesang von Altmeisterin Emma Kirkby: Freilich klingt ihre Stimme nicht mehr so frisch wie einst, sondern deutlich müder und etwas stumpfer, aber Kirkby verfügt nach wie vor über jenes untrügliche Gespür für die spannungsreiche, immer vom Text ausgehende Gestaltung melodischer Bögen, die ihre Darbietung unvergleichlich schlüssig und organisch macht. Dass dies keine Selbstverständlichkeit ist, beweist hier ungewollt ihr vokaler Partner, der Altus Daniel Taylor: Ihm büchst eher schon einmal eine melodische Linie aus, oder ein etwas ungeschickt angesetzter Triller sorgt für Unruhe. Insgesamt jedoch wird hier auf sehr hohem Niveau gesungen und auch gespielt (wie delikat und durchsichtig musizieren die Instrumentalisten des Theatre of Music!), und das im Vergleich zu Pergolesis Nachfolgewerk sehr selten zu hörende Stück gelangt auf hervorragende Weise zur Geltung.

Michael Wersin, 01.09.2007


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