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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Anton Rubinstein

Sinfonie Nr. 1, Iwan der Schreckliche

Slowakische Staatsphilharmonie, Robert Stankovsky

Naxos 8.555476
(60 Min., 2/1989) 1 CD

Anton Rubinstein war nacheinander: ein Wunderkind; der schärfste Rivale des Tastenlöwen Franz Liszt; Gründer des St. Petersburger Konservatoriums; Tschaikowskys Lehrer dortselbst; und ein bestenfalls drittklassiger Komponist. Er klingt wie Mendelssohn, der in einer seiner idyllischen Landschaften den Kompass verloren hat und nicht mehr so genau weiß, wohin. Dabei kann man der Sinfonie, drei Jahre nach Mendelssohns Tod komponiert, noch jugendliche Inbrunst und stellenweise so etwas wie neckischen Scharm attestieren.
Erst die sinfonische Dichtung "Iwan der Schreckliche" lässt ermessen, was Balakirew meinte, als er vehement gegen die Konservatoriums-Gründung opponierte - ihm schwante, Rubinstein wolle die urwüchsige russische Musikjugend zu Tonsatzbeamten erziehen, regelrecht zu "deutschen Musikgenerälen", die dann "ebenso ledrige Sinfonien" schreiben würden wie der Pate Anton R. selber. Dieser "Iwan", angeblich beeinflusst von der Programmatik der "Neudeutschen", ist ein so gnadenlos banales Musik-Gestakse, dass es einen mit Schauder erfüllt, wenn man liest, Rubinstein habe auch den "Don Quixote" und den "Faust" in ähnliche Werke überführt ...
Beim "Iwan" pappt Episode neben Episode, unverwandt, und wenn dem Komponisten nicht gerade wieder ein neuer Einfall kommt (der oft genug ein alter ist, oder ein fremder), dann stapelt er in seiner Hilflosigkeit Sequenz auf Sequenz, das Ganze noch mal eine Terz höher, und dann gleich noch mal. Es findet sich hierin auch das wohl klumpfüßigste Orchester-Fugato, das je die Flucht versuchte, Guinness-verdächtig.
Ich bin weiß Gott kein Ajatollah der "reinen" Frau Musica, ob "E", ob "U", ob Filmmusik, Jazz, Schlager oder Pop, ja selbst der berühmt-berüchtigte Crossover: alles in Ordnung, nur gut muss es sein. Diese CD hörend aber erschrickt man, wie ein Musiker, dessen Einfluss zu seiner Zeit gewaltig war, solch ein analphabetisches Gebrabbel zu Papier bringen konnte, und gedruckt und gespielt wurd’s dann auch noch. Womit natürlich eine Frage ihr hässliches Haupt erhebt, bei aller Bewunderung für die Nischen-Politik der Firma Naxos: Hätten nicht manche Werke es verdient, in dem Papierkorb der Musikgeschichte, den sie seit zig Jahren verstopfen, zur ewigen Ruhe gebettet zu werden?

Thomas Rübenacker, 01.09.2007


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