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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Joaquín Rodrigo

Concierto de Aranjuez, Fantasía para un gentilhomme u.a.

Marco Socías, Orchester der Stadt Granada, Josep Pons

HMC/Harmonia Mundi 901 764
(64 Min., 9/2001) 1 CD

Nichts gegen Evergreens. Aber bis heute dominiert kein zweites Konzert die Aura der Gitarre derart wie das "Concierto de Aranjuez" von Joaquín Rodrigo. Selbst abenteuerlustige Komponisten-Kollegen und Gitarren-Fans wie Britten, Henze oder Berio trauten sich nicht, diesem Ohren- und Gemütsschmeichler etwas entgegenzusetzen.
Für den Interpreten ist Rodrigo ein gefundener Gebrauchsmusiker. Die Griff-Akrobatik hält sich in Grenzen, harmonische Umwege gibt es in dem 1940 uraufgeführten Werk keine. Doch wer statt dessen pur auf die charmanten Melodie-Vignetten, auf die verlockend folkloristischen Postkartenklänge setzt, ohne dabei die Atmosphäre zum Glühen zu bringen, der verschwindet schnell im Dickicht der unzähligen Aufnahmen.
Wie Marco Socías, der immerhin zu den prominentesten Gitarristen seiner Generation zählt. Allzu balsamisch klingen bei ihm schon die rhythmisch kecken Einstiegs-Figuren. Er lässt sich in einen sinfonischen Großraum-Sound hineinziehen, in dem jegliches Flirren, jede arabeske Schönheit gnadenlos verschluckt wird. Natürlich gelingt Socías mit dem Orchester aus Granada das edelkitschige "Adagio". Doch die Melancholie hat hier nur melasseartige Konsistenz, es fehlen spannungsfördernde Steigerungsmaßnahmen, da Socías mit Vibrati nur so um sich wirft.
In Rodrigos zweitem Populärstück für Gitarre und Orchester, in der "Fantasía para un gentilhomme" beweist wenigstens das Orchester Rückgrat und Sinn für die aristokratisch-barocke Traditionspflege; die Blechbläser bewahren in den halbschattigen Momenten Strenge und Würde.
Auf einen fast ganz anderen Rodrigo stößt man bisweilen in den beiden Orchester-Zugaben "Música para un jardin" und "Tres viejos aires de danza". Zwischen den elegant-geschmeidigen Klangfarben, die Rodrigo als gelehrigen Schüler von Paul Dukas ausweisen, werden eingängige Themen plötzlich zu doppelbödigen, gewagt aufgeriebenen Gebilden. Dann bekommt Rodrigo tatsächlich einen Hauch von Charles Ives. Deswegen lohnt sich diese Einspielung doch.

Guido Fischer, 01.09.2007


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