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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Antoine Busnois

Missa O crux lignum, Motets et Chansons

Orlando Consort

harmonia mundi HMU 907333
(62 Min., 11/2003) 1 CD

Antoine Busnois, Johannes Ockeghems großer Zeitgenosse in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, hat bisher bei weitem nicht so stark das Interesse der einschlägigen Ensembles geweckt wie andere Komponisten jener Zeit: Vergleichsweise gering ist die Zahl der CDs, die sich einer größeren Auswahl seiner Werke widmen. Umso dankbarer darf man sein für die vorliegende, ausgesprochen gelungene Aufnahme des vierköpfigen Männer-Ensembles Orlando Consort, das sich seit längerer Zeit nicht nur praktisch, sondern auch theoretisch (in Form der Teilnahme an der aktuellen musikwissenschaftlichen Diskussion) mit dem Schaffen Antoine Busnois’ auseinandersetzt.
Im Zentrum des Programms steht die Missa O crux lignum, eines von nur zwei überlieferten Messordinarien aus der Feder des Komponisten. Der Tenor dieser Messe, der alle Messteile in unterschiedlicher Proportion zum übrigen kontrapunktischen Geschehen mehrfach durchläuft, entstammt einer Sequenz Adam de St. Victors mit dem Titel Laudes crucis attolamus; außer seiner strukturierenden Präsenz im polyphonen Gewebe sorgen Oberstimmenduette an den Satzanfängen für jenen musikalischen Zusammenhalt unter den Ordinariumsteilen, der die Messen-Komponisten des 15. Jahrhunderts beschäftigte und ihre Kreativität herausforderte.
Kleinere geistliche und weltliche Stücke umrahmen diese selten zu hörende Messvertonung, und gemeinsam mit letzterer offenbaren sie die ganze Schönheit der Tonsprache Busnois, die sich u.a. durch großen melodischen Reiz auszeichnet, der durch die kontrapunktische Kunstfertigkeit des Satzes mit seinen metrischen Raffinessen niemals konterkariert wird. Die vier Sänger des Orlando Consort bringen die Stücke optimal zur Geltung, denn sie verfügen sowohl über ein Höchstmaß an Musikalität als auch über wirklich schöne Stimmen - eine Kombination, die im Alte-Musik-Sektor so keineswegs eine Selbstverständlichkeit ist. Vom ersten bis zum letzten Ton wahrhaft gelebt erscheint daher jede einzelne Kantilene im Satz, und dennoch bleiben alle Sänger stets jenem "Wir-Gefühl" verpflichtet, das die Musik der Renaissance von der des Barockzeitalters unterscheidet; eine schwierige Balance, die den vier erfahrenen Interpreten keinerlei Mühe zu bereiten scheint.

Michael Wersin, 01.09.2007


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