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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Frank Bridge

Klaviertrios Nr. 1 und 2, Miniaturen

Bernhard-Roberts-Klaviertrio

Black Box/Note 1 6 80125 00332 4
(57 Min., 4/1996) 1 CD

Die Tatsache, dass der englische Komponist Benjamin Britten beinahe bei Alban Berg in Wien studiert hätte, dann aber "nur" von seinem Landsmann Frank Bridge unterrichtet wurde, hat in der kontinentalen Musikgeschichtsschreibung stets ein gewissen Bedauern hervorgerufen – nach dem Motto: "Wer weiß, was aus ihm geworden wäre, wenn...". Da Frank Bridge außerhalb Großbritanniens nach wie vor fast unbekannt ist, dürfte es angebracht sein, einige einleitende Worte zu diesem unterschätzten Meister zu verlieren.
Frank Bridge (1879-1941) gehörte zu den bedeutendsten englischen Komponisten seiner Generation. Bridge, der bis etwa 1914 durchaus als konservativer Tonsetzer bezeichnet werden kann, wurde durch das Weltkriegsgeschehen tief erschüttert. Nach Kriegsende fand er nie mehr zur leichtverständlichen Lyrik seiner Frühwerke zurück. Im Gegenteil, er übernahm – als damals einziger Komponist in Großbritannien – Elemente der Zweiten Wiener Schule in seine Musik, die zunehmend unbequemer, chromatischer und dissonanter wurde. Das Publikum verzieh ihm das nicht; seine neuen Werke blieben erfolglos, und nach seinem Tode geriet Bridge rasch in Vergessenheit.
Bridges Werke für Klaviertrio zeigen genau den Riss, der durch Bridges Schaffen ging. Das "Phantasy Trio" und die Miniaturen sind in einem spätromantisch-impressionistischen Stil gehalten, wie er um die Jahrhundertwende allgemein gepflegt wurde – elegant und elegisch, mit einer Träne im Knopfloch, doch nicht allzu tiefgründig. Hätte Bridge nur so etwas geschrieben, man könnte ihn zu Recht einen Kleinmeister nennen. Doch das Zweite Klaviertrio von 1929 spricht eine ganz andere Sprache – skeptisch, vielschichtig, an den entscheidenden Momenten tief tragisch. Gleichzeitig ist das Werk motivisch ungemein dicht gearbeitet. Harmonisch berührt sich Bridge mit Skrjabin, Berg, Ravel; insgesamt jedoch ist seine klangliche Physiognomie unvergleichlich.
Dieses kammermusikalische Meisterwerk wird von dem Pianisten Bernhard Roberts und seinen beiden Söhnen Andrew (Geige) und Nicholas (Cello) mit viel Formsinn und Klangkultur interpretiert. An die Intensität des Dartington-Trios (Hyperion) reicht die Roberts-Familie allerdings nicht ganz heran – und überhaupt sollte es mehr Einspielungen dieser faszinierenden Musik geben, auch außerhalb Englands.

Thomas Schulz, 01.09.2007


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