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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Remembering Bud Powell

Chick Corea

Stretch/Concord/Edel Contraire CCJ 9012
(73 Min.) 1 CD

Tributierende haben es schwer. Zum einen erwartet der Hörer, daß der Huldigende anders klingt als der Behuldigte (aber mindestens so originell!), zum anderen erwartet er, daß der Verehrende doch auch irgendwie klingt wie der Verehrte (dann aber auch so gut!). Kurz, man fordert zugleich Distanz und Nähe zum Objekt der interpretatorischen Begierde. Je nach Warte könnte man eine der beiden Forderungen als unerfüllt betrachten und sich so mit Leichtigkeit jeglicher Dankbarkeit gegenüber dem Künstler entledigen.
Erstens: Corea ist zu wenig Corea. Nur zum Teil hat er sich die Mühe gemacht, Powells Themen zu reharmonisieren; nirgends hat er sie wirklich neu arrangiert. Corea, dem ein moderner Zugang zu Powell möglich gewesen wäre, holte sich Young Lions (Wallace Roney, Joshua Redman, Kenny Garrett, Christian McBride) und einen Powell-Veteranen (Roy Haynes), um Bop zu spielen.
Zweitens: Corea ist zu wenig Powell. Es ist eine reine Corea-Platte, deren Titel vorne und hinten zufällig ein Powell-Thema haben. Da Coreas beherrschte Spielweise im Vergleich zu Powells unerreichter Intensität klinisch sauber artikuliert wirkt, man auch Powells Linke haben muss, um seine Kompositionen adäquat swingend und zwingend zu interpretieren, ist Corea fehlbesetzt. Das könnte Barry Harris besser.
Sieht man aber beide Aspekte gleichzeitig, erkennt man die Powell-Huldigung als ausbalanciert. Es klingt so, als hätte sich Chick Corea gedacht: „Für Bud muss ich mich doch nicht umstellen. Was immer ich spiele, wird nach Bud klingen, selbst wenn es nach McCoy Tyner klingen sollte.“ Powell erscheint hier als eine Art omnipräsenter Bezugspunkt des modernen Jazz, etwa wenn Corea in „Mediocre“ starke Monk-Anklänge vermittelt. Das Unspezifische an diesem Powell-Tribut ist letztlich ein Dokument der Powellschen Universalität.

Marcus A. Woelfle, 01.09.2007


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