In Tom Harrels "Paradise" gibt es alles. Das Easy Listening mit Streichern, flirrenden Chimes und akustischer Gitarre und die bewegliche Fusion im Stil der späten sechziger und frühen siebziger Jahre. Fünf Streicher begleiten den Trompeter zusätzlich zur kleinen Band in "Baroque Steps", und mit dem "Morning Prayer - Part 1" gibt es gar eine semi-klassische Nummer für zwei Violinen, Viola und zwei Celli. Das seltsame: So unterschiedlich diese Titel an der Oberfläche auch sein mögen, verbindet sie ein schwer zu definierender, gemeinsamer Atem.
Weiträumig wirkt diese Musik, und doch ist sie rhythmisch klar definiert. Sie bindet Aufmerksamkeit, und man hört gerne hin, zumal sich in den Arrangements immer wieder etwas Neues, Unerwartetes ereignet. Tom Harrell selbst bewegt sich mit Trompete und Flügelhorn überaus souverän in dieser Klanglandschaft. Er scheint über ihr zu schweben, er webt sich ein, er lässt zarte Melancholie spüren und wird trotzdem nicht weich oder undefinierbar. Im Gegenteil: Seine Melodien haben bei allen verhangenen Untertönen etwas Klares, Eindeutiges. Die Melodien und die von Tom Harrell selbst geschriebenen Arrangements verleihen der Platte trotz ihrer weit auseinander liegenden Grundelemente eine verblüffende Homogenität.

Werner Stiefele, 01.09.2007

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