Wie kein anderer liefert sich Sonny Rollins auch auf seiner neuesten, Ökologie-inspirierten Einspielung dem “einsamen Tanz auf dem Drahtseil zwischen Spontaneität und Gliederung in der Improvisation” (Francis Davis) aus - so röhrend, kraftstrotzend und doch differenziert wie eh und jeh. Dass der Funke beim Hörer trotzdem nur selten zu hundert Prozent überspringen mag, liegt weder am Pianisten Stephen Scott noch am Posaunisten - Rollins’ Neffe Clifton Anderson -, sondern an der über weite Strecken sterilen Rhythmusgruppe. Diese krankt vor allem daran, dass sich Bob Cranshaw - spätestens seit dem Klassiker “The Bridge” (1962) ein ständiger Weggefährte Rollins’ - mal wieder für den in diesem Kontext unpassenden Elektro-Bass entschieden hat.
Besonders im Quartett-Format (mit Idris Muhammad am Schlagzeug) kommt Cranshaws E-Bass, auch klanglich, viel zu schwerfällig und behäbig daher. Fraglos besser eignet sich der Swing-Killer für den “Clear-Cut Boogie” und die karibisch groovenden, in der Stimmung an “St. Thomas” erinnernden Kompositionen (“Island Lady”, “Global Warming”), die Rollins im Sextett aufgenommen hat - mit dem Perkussionisten Victor See Yuen als eine Art Gegengewicht zu Cranshaws überschüssiger E-Bass-Power.

Claus Lochbihler, 01.09.2007

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