Ugetsu

Art Blakey

Original Jazz Classics OJCCD/ZYX 0 90204 87178 0
(57 Min., 6/1963) 1 CD

Art Blakey und der nach Charlie "Bird" Parker benannte New Yorker Jazzclub "Birdland" – das passt zusammen wie John Coltrane und das "Village Vanguard" oder Oscar Peterson und das "London House". Wenn der genius loci wie geschaffen ist für einen Musiker, dann kehrt er immer wieder zum Ort des Vergnügens zurück. 1954 hatte Art Blakey im "Birdland" mit seinem Quintett jene Aufnahmen eingespielt, die heute als Initialzündung des Hardbop gelten, 1959 und 1960 entstanden mehrere großartige Alben und 1960 wurde dort die legendäre "Gretsch Drum Night" aufgenommen, bei der Blakey mit Philly Joe Jones und Elvin Jones um die Wette trommelte. 1963 schließlich entstand dort "Ugetsu", was auf japanisch Fantasie heißt – ein würdiger Titel für dieses vitale Album. Wayne Shorter steuerte seine Komposition "On The Ginza" bei, und fortan wimmelte es in den kommenden Jahren bei Blakey (der mit einer Japanerin verheiratet war) vor fernöstlichen Titeln; mit einer Beeinflussung durch japanische Musik ging das trotzdem nicht einher.
Es blieb beim Hardbop, aber einem, der Traditionalismus mit einem offenen Ohr für jene aktuellen Tendenzen (modaler Jazz, neuartige harmonische Wendungen) verband, die sich integrieren ließen. Dafür verantwortlich war Wayne Shorter, damals der musikalische Leiter der zum Sextett erweiterten Messengers. Mit seinen Kompositionen – "One by One" und "Ping Pong" sind seit diesem Album Klassiker – beeindruckt Shorter hier sogar mehr als mit seinem coltraneskem Tenorspiel. Doch auch der eloquente Posaunenvirtuose Curtis Fuller, der einfallsreiche Pianist Cedar Walton, der Ex-Coltrane-Bassist Reggie Workman sowie der hier besonders beeindruckende Trompeter Freddie Hubbard befanden sich auf der Höhe der Zeit. Art Blakey passte sein Spiel hier noch etwas den moderneren Jüngeren an. Bei späteren Messengers-Ausgaben war es eher umgekehrt. "Ugetsu" – die CD enthält gegenüber dem ursprünglichen Album drei weitere Titel - gehört zu Blakeys besten Alben der sechziger Jahre.

Marcus A. Woelfle, 01.09.2007

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