Eben galt er noch als Inbegriff des „Young Lion“ auf dem Saxofon, und schon ereifern sich streitbare Freunde der jazz-modernen Blasmusik, ob nicht James Carter im Changes-Sprint Joshua Redman die Goldmedaille abgejagt hätte. Doch der vermeintlich Gehetzte hat den Leistungssport-Anhang mittlerweile hinter sich gelassen. Auf dem erreichten hohen spielerischen Niveau ist aus dem Heißsporn ein gereifter Mann geworden.
Mit seinem Quintett, das ihm ebenso förderlich zuarbeitet, wie es ihn fordert, hat er ein äußerst erfreuliches Programm von Originals eingespielt, das zwar durchaus in der Tradition steht und auch mal zu Horace Silver hinüberblinzelt, das aber ebenso von heute ist wie die Exkurse eines Joe Henderson, und bei dem sich ebenso wie beim Elder-Saxman die Frage nach dem Epigonentum von selbst erledigt.
Erdige Blues-Melancholie beschwört Redman, jubiliert dann gospelhaft, packt rockend Boppiges an und verweilt beschaulich bei Balladen. Dabei ist die Musik aus einem Guss — in jedem Takt hat die Band ihren eigenen Sound. Und um den machen sich der Gitarrist Peter Bernstein und der Pianist Peter Martin durch gruppendienliches, geschmacksicheres Agieren ebenso verdient wie Bassist Christopher Thomas und Drummer Brian Blade.

Thomas Fitterling, 01.09.2007

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