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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Ludwig van Beethoven

Klavierkonzert Nr. 3, Klaviersonate Nr. 8 ("Pathétique")

Anna Gourari, Sächsische Staatskapelle Dresden, Colin Davis

Koch/Schwann 3-1499-2
(66 Min., 2/2001, 6/2001) 1 CD

Man wird dies Spiel vermutlich mit Clara Haskil vergleichen. Ein paar spirituelle Augenblicke genügen heute, das Höchste heranzuziehen. Gewiss, der unprätenziöse, lautere Tonfall, mit dem Anna Gourari Beethovens c-Moll-Konzert bewältigt, zeugt von Reife. Doch bald befremdet eine eigenartige, starre Abkapselung dem Orchestergeschehen gegenüber. Man kann es der Pianistin kaum verübeln.
Simon Rattle bewies vor nicht allzu langer Zeit mit den Wiener Philharmonikern (siehe Rezension), welch drängend pulsende Kräfte in diesem Orchesterpart stecken. Hört man hier Colin Davis mit der Staatskapelle Dresden, muss man geradezu entsetzt sein über den uninspiriert heruntergeschrubbten Part. Ein sonderlich exaktes Zusammenspiel ergibt sich dann auch nicht. Das wäre nicht schlimm, würde man Unschärfen als Reibungsverlust eines Kräftespiels zwischen Solistin und Dirigenten verstehen. Aber monadenhaft abgeschlossen gehen beide ihren Weg und verschenken die bewegendsten Momente wie Durchführungsklimax oder Coda-Übergang. Ereignisleerer habe ich das selten gehört.
Der wunderbar versenkte solistische Largo-Beginn lässt ahnen, was hätte werden können, bis das Orchester so beispiellos gelangweilt das Thema aufnimmt. Gerade der buffoneske Rondo-Schluss mit dem flotten Rhythmuswechsel offenbart, was geworden ist aus dieser Aufnahme. Es hat sich über die drei Sätze keine dramatische Spannung aufgebaut, deren Dur-Lösung man freudig zelebrieren könnte. So wird gerade dieser Schluss ein Denkmal kühl-unerlöster Befangenheit.
Das Programm bleibt in Beethovens "Schicksalstonart" c-Moll. Auch in der "Pathétique"-Sonate mag man bewundern, wie bescheiden Anna Gourari auf jeden grellen Effekt verzichtet, doch ebenso gilt, dass die Pianistin der Auseinandersetzung mit dem pathetischen Ausdruckspotenzial dieser Musik völlig ausweicht. Momente höchster Erregung wie das Durchführungsende mit der "zerrissenen Mitte" werden hastig-harmlos weggewischt.
Ein Mangel letzten Schliffes trübt auch pianistische Details; da sind unregelmäßig exekutierte Triller und Verzierungen, sind zurückhängende Murky-Bässe im "Pathétique"-Kopfsatz, da fängt Gourari in der Reprise des Adagio-Liedes an zu rennen. Und so weiter. Es bleibt nur eine diffuse Ahnung von Vollkommenheit.

Matthias Kornemann, 01.09.2007


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