EMI 5 56652 2
(70 Min., 12/1997) 1 CD
Benny Goodman selbst hat unter der Stabführung der jeweiligen Komponisten auf Vinyl gebannt: Bernsteins “Prelude, Fugue And Riffs”, Coplands Klarinettenkonzert sowie das seinem Rivalen Woody Herman zugedachte “Ebony Concerto” Strawinskys. Gegen diese legendäre Platte gilt es erst einmal anzuspielen, wenn man mit diesem Repertoire aufwartet. Angesichts des genau dokumentierten Willens der Urheber kann man da nicht viel anders oder gar “besser” machen, man kann die Werke nur besser aufnehmen und einiges “perfekter”, “präziser” einspielen.
Beides tun Sabine und Wolfgang Meyer und die Bamberger Sinfoniker unter Ingo Metzmacher. Doch das Resultat klingt mitnichten idiomatischer als bei Goodman. Wenn Goodman, dessen Sound und Spielweise die Komponisten im Ohr hatten, Bernsteins Noten spielt, klingt es stellenweise so, als wären die Töne ihm selbst gerade eingefallen. Das kann von den Meyers, so untadelig ihre Interpretationen auch sind, gar nicht erwartet werden.
Problematischer wird es, wenn sich die Meyers mit der Big Band der Bamberger Sinfoniker über Goodmans Jazzrepertoire hermachen. Auch hier gilt Ellingtons Grundsatz: “It don’t mean a thing if it ain’t got that swing.” Natürlich vollbringen die beiden manches Bravour-Stückchen, aber eigenartig bleibt es doch, Solisten zuzuhören, deren Jazz-Chorusse einfach nicht improvisiert klingen. Goodman klang, selbst wo er sich zum x-ten Mal mit Erimprovisertem wiederholte, spontan.
Am reizvollsten sind noch die Aufnahmen der Geschwister als Zwei-Klarinetten-Gespann - etwas, das man so von Goodman nicht kennt. Schön und sympathisch, daß die beiden auch dieses Repertoire pflegen - obgleich überflüssig, solange es Solisten wie Buddy de Franco und Ken Peplowksi gibt, die am “real thing” einfach näher dran sind. Das macht aber nix. Dafür sind die Meyers bei Mozart näher dran als selbst Goodman.
Marcus A. Woelfle, 30.04.1998
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