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N° 1298
25. - 31.03.2023

nächste Aktualisierung
am 01.04.2023



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From The Round Box

Ravi Coltrane

RCA/BMG 74321739232
(56 Min., 1/1999, 12/1999) 1 CD

Wie sein Vater spielt er Tenor- und Sopransaxofon, aber er spielt nicht wie sein Vater. Und doch ist der von seinem legendären Vater John Coltrane nach dem Sitar-Giganten Ravi Shankar benannte Ravi Coltrane gesegnet und gestraft mit einem Namen, der gleich in mehrfacher Hinsicht Erwartungen weckt an musikalische Genialität, Spiritualität, Virtuosität, Innovativität, und wer weiß was für Täten und Taten.
Manch anderer wäre da wohl lieber Dixie-Drummer oder Dirigent geworden. Da hatten es schon Bachs Söhne einfacher, die in einer Zeit lebten, die wenig Interesse an musikhistorischer Rückschau und Denkmälern aus der Vergangenheit hegte.
Der Geist seines Vaters, der starb, als Ravi noch ein Kleinkind war, lebt aber in der Musik seines Sohnes, umso mehr, als er dessen Musik nicht kopiert. Dabei scheint eher die lyrische Seite John Coltranes als sein ekstatisches Power-Play der Mentalität seines Sohnes geistesverwandt. John Coltranes Einfluss entzieht Ravi sich freilich nicht - ebenso wenig wie die meisten heutigen Jazzsaxofonisten, selbst eigenständige wie Wayne Shorter oder Branford Marsalis, die Ravi stilistisch nahe stehen.
Wie auf seinem Debüt "Moving Pictures" hat Ravi Coltrane auch auf seinem zweiten Album auf Kompositionen seines Vaters verzichtet, dafür Originals, auch seines Trompeters Ralph Alessi, um Stücke Thelonious Monks, Wayne Shorters und Ornette Colemans ergänzt. Wer ohne vorgefasste Erwartungen an seine Musik herantritt, wird von Ravi Coltrane reichlich beschenkt. Empfindungsreichtum spiegelt sich in seinem persönlichen Sound, der eher verhalten als direkt, eher zart als sonor, eher weich als scharf ist, zugleich aber zu trocken, um süßlich, zu vibratoarm, um sinnlich zu wirken.
Dieser Klang wirkt auf den Hörer, mehr als das, was der Saxofonist konkret damit spielt. Indes zeugen Ravi Coltranes Kompositionen und Improvisationen von einer eher abwartenden, introvertierten, durchaus noblen Musizierhaltung. Mit seinen trefflichen Mitmusikern, darunter der Bassist James Genus, der Drummer Eric Harland und die herausragende Pianistin Geri Allen, geriet ihm "From The Round Box" zu einer "runden Sache".

Marcus A. Woelfle, 06.04.2000



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