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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Live At The Dakota

Von Freeman

Premonition/In-Akustik 6 6917-90750-2 0
(70 Min., 4/1996, 5/1996) 1 CD

Dass der Sohn den Vater zuweilen an Beliebtheit überflügelt, musste nicht erst Dewey Redman feststellen: Chico Freeman ist den meisten Jazzhörern viel geläufiger als sein bedeutenderer Vater Von. Die überregionale Karriere von "Vonski", Jahrgang 1922 und immerhin zeitweise der bekannteste Saxofonist Chicagos, wurde durch mehrere Tatsachen verhindert: Er weigerte sich, seine Heimat zu verlassen und an die Ostküste zu gehen; er hatte schon als junger Mann eine Frau und vier Kinder durchzubringen und war dadurch oft stärker in der Blues- als in der Jazzszene zuhause; und sein Spiel ist nur durch sporadische Plattenaufnahmen dokumentiert, die überwiegend erst aus den siebziger Jahren stammen.
Diese Mitschnitte sind die Quintessenz eines auswärtigen Club-Engagements mit einer zwar obskuren, aber tadellos begleitenden Hausband. Freemans Spiel ist sicher im Swing- und Bebop-Idiom verankert: Er musizierte in der Big Band von Horace Henderson und begleitete nach dem Krieg mit seinen ebenfalls musizierenden Brüdern alle durchreisenden Bopgrößen. Von Freeman weiß über den Blues Bescheid - und zwar sowohl von der Praxis im gleichnamigen Musikstil als auch vom Lebensgefühl her. Besonders pikant und eigenständig wirkt Von Freemans Sound aber durch seine Zeit beim jungen Sun Ra und den innigen Austausch mit Vertretern der avantgardistischen AACM-Bewegung: Geräuschklänge betrachtet er auch in Interpretationen von Standards nicht als tabu, und seine Ellington-Interpretationen laden zum Vergleich mit denjenigen auf Archie Shepps Impulse-Platten ein.
Freeman, zum Zeitpunkt der Aufnahme dreiundsiebzig Jahre alt, verschmilzt alle diese Einflüsse so überzeugend, dass ich kaum einen halb so alten Saxofonisten nennen könnte, der mich über eine reichliche Stunde hinweg mit seinem Spiel so zu faszinieren vermag, wie Freeman es hier tut. Wem es ebenso geht, dem möchte ich noch seine von Roland Kirk produziertn Debütplatte von 1972 (!) ans Herz legen, auf der Freemans langjähriger Pianist John Young zu hören ist und die gerade wiederveröffentlicht wurde: "Doin' It Right Now" bei Koch Jazz.

Mátyás Kiss, 01.09.2007


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