Es ist zunächst einmal gar nicht abschätzig gemeint, wenn ich behaupte: Mark Turner bildet ein hervorragendes Beispiel für den im amerikanischen Jazz um sich greifenden Akademismus, an dem Leitfiguren wie Wynton Marsalis nicht unschuldig sind. Der immer noch junge Tenorist hat seinen Getz, Coltrane oder Shorter so gründlich studiert, dass er auch ein anspruchsvolles Projekt wie dieses mehr als nur anständig über die Runden bringt: Balladen, überhaupt langsame Tempi, sind bekanntlich der Prüfstein jedes Profis. Nur leider lässt Turner im Laufe einer wohlig einlullenden Stunde kein Quäntchen Persönlichkeit durchschimmern.
Am intelligent zusammengetragenen Melodienschatz überwiegend jüngerer Klassiker kann dieses Scheitern auf hohem Niveau ebenso wenig liegen wie an der handverlesenen Begleitmannschaft um den Pianisten Kevin Hays. Kurt Rosenwinkel, Larry Grenadier und Brian Blade konnten aber nur begrenzt Einfluss nehmen, weil Turners wenig variable Solostimme das Geschehen so stark dominiert. Außerdem hätte es dem Konzept durchaus nicht geschadet, belebtere Tempi dazwischenzuschalten.
Mátyás Kiss, 01.09.2007
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